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zeit der übersprungshandlungen

tex rubinowitz
teil 1
wenn uns etwas überfordert, etwa ein situation, die wir nicht einschätzen können, eine bedrohung, stress, zombies (sollen wir uns beißen lassen, um teil ihrer gesellschaft zu werden, und dadurch eine sorge weniger hätten, oder lieber weglaufen?), kommt es zu so genannten übersprungshandlungen ...

zeit der übersprungshandlungen
tex rubinowitz (c) sfd/andy urban

... (bevor ich mich entscheide, beißen zu lassen oder wegzulaufen, trink ich erstmal ein schönes bierchen oder masturbiere oder kauf mir unmengen an klopapier), das ist wie eine prokrastination der angst, das löst erstmal gar nichts, aber durch die verschiebung der gewohnten linearen abläufe der rinnsale unserer leben, entsteht durch eine abermalige verschiebung der logik eine neue sicht auf die dinge, ereignisse, bedrohungen, eine momentane auslagerung von allem, was und wo wir sind, und wer das da neben mir sein könnte, ein fischotter oder ein mensch? man wird klarer, offener, sieht besser aus einem anderen blickwinkel, andere türen führen zu wieder anderen türen.

doors lead to other doors
roads lead to other roads
they are simple they just happen
they're simple they take care of themselves
they're simple they just happen to be there

the associates/skipping

man könnte sagen, wir leben in unsicheren zeiten, man kann aber auch sagen, wir können sicher in dieser unsicherheit sein, weil wir nicht wissen, was morgen ist, wo und wer wir morgen sind, aber irgendwas wird ja sein, auch der tod und das nichts sind sicher, und fischotter sowieso, also kann man gleich alles, was man macht, als übersprungshandlung anlegen, jeden tag.
meine zwei übersprungshandlungen heute waren 20 kilometer zu laufen, auf der donauinsel, und danach noch in die donau zu springen und ein bisschen zu schwimmen, das ist nun nichts besonderes, das mache ich oft, auch dabei müll vom wegesrand zu sammeln, das nennt sich plogging, kommt aus schweden, das wort ist ein kofferwort aus plocka (aufheben, pflücken) und jogging, und da hab ich nicht nur einen anderen plogger gesehen, einen kollegen, ihn angesprochen, man fand eine gemeinsame sprache, sondern zusätzlich auch noch ein wort erfunden, den so genannten plogger-neid, schneller als der andere zu sein, um ihm den müll wegzuschnappen. gleichzeitig war ich entsetzt von den biberschäden, soviele bäume waren angenagt, es scheint ein „gutes“ biberjahr zu werden, so dass ich vorhabe, beim nächsten lauf, maschendraht mitzunehmen, um den bäumen manschetten umzulegen, gegen den biberverbiss. soll der andere den müll sammeln, ich gönn ihn ihm, aus ploggerneid wird ploggergenerosität, ich laufe jetzt mit einer rolle maschendraht. und während ich so lief, dachte ich, es gibt auch übersprungsgedanken, wie froh muss beispielsweise jetzt oscarpreisträger stefan ruzowitzky sein, dessen aktuelle verfilmung eines hesse-buchs („narziss und goldmund“) so dermaßen vernichtend gezaust wurde, dass er doch ganz froh sein kann, dass jetzt alle kinos bis auf widerruf gesperrt sind, so kann kein mensch seinen erbärmlichen film sehen, und er kann immer sagen: welcher film? hesse? kenn ich nicht. und wenn, mochte ich ihn noch nie, diese verwichste esoscheiße, und fischotter kamen bei hesse ja auch nie vor, also vergiss es. kritik? na, da weißt du mehr als ich. regisseur? ich? wer sagt das? oscar? ein name, genau, wie matzerath, blechtrommel, hat den oscar bekommen, ein oscar für oskar. und schon hätte sich ruzowitzky in einen schönen übersprungsstrudel assoziiert, um sich nicht mit dem verfickten fickvirus auseinanderzusetzen.
so wie ich.


www.youtube.com/watch?v=n0Hccc3xqeA