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tot & lebendig

bodo hell featuring andrea nießner.
happy-dying-kurse in südkorea  

heute, am 18.april 2020, sollte in der blaugelben galerie in der propstei zwettl bei martin anibas die buchpräsentation und erst-lesung aus dem buch “erster schrei – letzter seufzer. mythen und fakten zu geburt und tod” von andrea nießner, bibliothek der provinz 2020, stattfinden.
das ist aus den bekannten gründen verschoben.
stattdessen liest jetzt die autorin mit großer freude einen kurzen ausschnitt aus dem schlusskapitel “medizin und gesellschaft” über “happy-dying-kurse” in südkorea (bekanntlich dem land mit den vorbildlichsten anti-corona-maßnahmen) für die schule für dichtung.

 

andrea nießner

Happy-Dying-Kurse in Südkorea  

"Nehmen Sie jetzt Abschied von sich"– das bekommt man bei einem expertengeführten Trauerritual in Südkorea zum Preis von 36 Euro zu hören. Maximal 60 – 80 Personen dürfen daran teilnehmen. Seit 1990 werden solche Kurse sowohl in einer katholischen Wohlfahrtseinrichtung als auch in buddhistischen Tempeln angeboten.
Als Höhepunkt des 4-stündigen Seminars legen sich die Teilnehmer in Särge, ihre Hände werden ihnen gebunden und die Sargdeckel zugenagelt. 15 Minuten bleibt man drinnen und kann solange über sein Leben nachdenken.

Die Kurse haben immer mehr Zulauf, denn Unternehmen und Verbände melden ihre Mitglieder dazu an, um deren Arbeitsfreude zu stärken und weitere Selbstmorde zu verhindern.
In Seoul war 2013 Suizid die häufigste Todesursache in der Altersgruppe der 10- bis 39- Jährigen. Kritiker monieren, dass bei diesen Kursen die Angst vorm Tod für kommerzielle Zwecke ausgenützt werde und sprechen von einer Industrie der Scheinbestattung.

>> gelesen von andrea nießner / präsentation bodo hell (wav)