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politische wunderkammer reopened: unterwegs in endliche tiefen

beitrag von: EvaSimone

Das Zimmer der Angst

Im Zimmer der Angst wird viel geboten. Verlockend locken Spinnweben im Kronleuchter der Ignoraz, blau bröckelt die Tapete vor sich hin, der Schimmel trägt schwarze Punkte, ein weißes Minipferd schwarzgepunktet. Discolichter taumeln in allen Farben bis sie stehenbleiben. Manchmal weißt du nicht wo oben ist. Gedanken seilen sich von der Decke ab – gewürdigt jene, die offen Hass Gehör machen. Jeder kennt das Zimmer der Angst. Wenige geben zu, dort zu wohnen: Mit Bügeleisen, Spinnweben, Luster, Meeres-Malerei, Zahnstochern. Wir haben große Ohren nicht gern, auch unsere eigenen nicht. Niemand soll uns hören – im Angstzimmer des 15. Stocks. Wir warten auf den Bürgermeister, auf irgendetwas, auf das Ende des Schimmels, auf grüne Pferde, blaue Wiesen. Wir warten im Zimmer der Angst.

review von: julya rabinowich

schöne bilder, die da evoziert werden! ich schlage vor, etwas zu straffen, um die konzentration zu halten, und ganz grausam würde ich das gepunktete Pferd in die ewigen Jagdgründe schicken, weil es etwas zu viel des Guten wäre...

Eva Pilipp sagt
26.09.2017 15:33
Danke, liebe Julya, das Pferd erinnert an Kindheit und Erwachsensein und hat mich bis in den Nordirak verfolgt. Trotzdem darf es zwecks Textschönheit jetzt abreisen.
julya rabinowich sagt
02.10.2017 11:11
Vielen Dank fürs Vertrauen- aber wenn es absolut wichtig ist, höre nicht auf mich. Die Königin des Textes bist ja du, ich bin bloß Beraterin.