Ich springe dem Riesenmonster direkt ins Kreuz. Das torkelt von einer Tatze auf die andere, verliert das Gleichgewicht und wir fallen gemeinsam in den Swimmingpool. Sofort schnüre ich dem Tier mit den Armen den Hals zu, was unter Wasser gar nicht so einfach ist. Es kann sich aus meinem Würgegriff befreien und schleudert mich durchs Wasser. Kurz verliere ich die Orientierung, erkenne verschwommen den Himmel über mir, dann die Wände des Beckens. Das Blut schießt mir in den Kopf, aus meinen Nüstern schießen Blubberblasen. Wir blicken einander in die düsteren Grimassen und schon im nächsten Moment steuert das Tier, wie so eine Unterwasserrakete, direkt auf mich zu. Es rammt mir in den Bauch und ich knalle mit dem Rücken gegen die Wand des Pools. Ein gewaltiger Blitz zieht durch meinen Körper. Luft! Wir tauchen beide auf. Mein Herz bebt, meine Augäpfel pulsieren.
"Verschwinde, hau ab, stirb, stirb endlich!", kreische ich und presse mein Gesicht in seines. Ich packe seinen weichen Schädel und zerre an ihm herum, wie an einer Wurzel, die aus dem Boden soll, bis der Scheißkerl endlich zu knurren anfängt. Aus seinem Maul kommt zuerst nur eine Art langer Rülps heraus, aber gleich darauf brüllt er mich an, wie King Kong auf dem Empire State Building. Zähnefletschend stemme ich mich auf seine Schultern und versenke meinen Kiefer in seinem Nacken.
Keine Reaktion.
Ich beiße nochmal zu, etwas sanfter.
Nichts.
Ich boxe auf seine Brust. "Bitte, wehr dich. Wehr dich doch."
review von: Angela Lehner
Ein Text voller Action und Gewalt. Doch WUT spüre ich beim Lesen nur, als die Kämpfenden aus dem Wasser steigen und der Nüsternmensch darüber verzweifelt, dass das Riesenmonster ihm nicht zugesteht, sich vor ihm zu fürchten. Woran liegt es, dass es noch kein Text über Wut ist? Gewalt hat nicht unbedingt etwas mit Wut zu tun. Viel eher liegt das Wutpotential in den Momenten der Verzweiflung und den sich dahinter verbergenden Minderwertigkeitsgefühlen, die zum kurzen Wutausbruch führen.
Setting: Würde ein Nüsternmonster ein anderes Monster als Riesenmonster betiteln? Falls wir in der Fantasy bleiben, werde präziser, denk über die Erzählperspektive und damit einhergehende Wortwahl nach.
Das eigentlich Potential in der Geschichte sehe ich nicht in einer expliziten Monstererzählung, sondern in der pervertierten Gefühlswelt der Figur, die eine Atmosphäre des Unheimlichen schaffen könnte. Was passiert mit dieser Geschichte, wenn sie zwischen der/dem Protagonist* und ihrer/seiner Großmutter, Ex-Freund, Chefin stattfinden würde? Und wie würde sich diese persönliche Verflechtung auf die Wut-Thematik auswirken? Hast du Lust, es mal zu versuchen?
Maria Franken-Fels
sagt
27.09.2024 11:46
Der Text ist aus dem Kontext gerissen und eignet sich daher vielleicht nicht so sehr. Gewalt war in dem Fall das verzweifelte und allerletzte Mittel, um die Wut loszuwerden. Ich habe deinen Vorschlag aufgegriffen und Figuren und Erzählperspektive verändert, daraus ist jetzt etwas völlig anderes geworden.
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Ich habe deinen Vorschlag aufgegriffen und Figuren und Erzählperspektive verändert, daraus ist jetzt etwas völlig anderes geworden.