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wut und wutausbrüche

beitrag von: Tiphan

sermon amour

...die Sprüche nichts bringen 
und dennoch das Gesamtwerk 
in die Spottkreise ziehen

als wär's als gäb's kein 
Damals auch nicht unter
der Tischkante – aber 

verschlossen waren doch 
immer sie und ihre falsch 
gelass'nen Winde. Wem

erzählst du's und wer
will die Schnäpse zählen?
Wer hier noch lacht hörbar

stellt sich weich und biegsam
den knickbaren Verhältnissen
entgegen. Ist nichts mit GAR

zumindest bei Versöhnung 
oder den abgeschweiften 
Vermutungen darüber

wie der Anfang lautete.
War wer da? War überhaupt 
eine Wahrnehmung betroffen

unter den Ställen?
Gestellt verstellt oder egal –
bloßgestellt unterm grünen

giftgrünen götterverfrästen
Himmel der da summte
raunte und sich selbst

beim fliehen zusah oder
zuhörte und erstverletzte 
Laute gab von sich 

durch sich und sich selbst
gar dennoch den Geschmack
im vorderen Nacken kegelte

wie die letzten von uns –
eigentlich aktuell verwest
in die Spottkreise hinein

mit Nachsicht Vorsicht
Absicht Umsicht bei den 
Sternpunkten Stecknadel–

reif heuteverdonnert im Gift
glücksflüchtig fürs Echt
...

nichts bringen.

review von: Angela Lehner

Wir befinden uns in einer Schleife, sowohl formell, als auch die Erzählinstanz selbst, die inhaltlich von sich immer so ähnlich wiederholenden Ereignissen berichtet. Die Frage nach dem Beginn und dem Sinn wird gestellt. Wo nach einem tieferen Sinn gefragt wird, ist die Frage nach Gott oft nicht weit, was man in eine wiederkehrende Dreifaltigkeit vereinzelter Sprachbilder hineininterpretieren könnte.

Ganz sicher erzählt hier ein resigniertes Ich, denn wer sich "weich und biegsam" knickbaren Verhältnissen zu stellen hat, kann zwecks dieser unausweichlichen Sinnlosigkeit wohl nicht anders als zu resignieren. 

Es gibt in diesem Text zwar ganz sicher gar keine Versöhnung, wo aber spüren wir eigentlich die WUT? Das reflektierte, resignierte Ich scheint mit den meisten Missständen bereits abgeschlossen zu haben und offenbart dem/der Leser*in keine unmittelbaren Gefühlsregungen. 

An welcher Stelle Ließe sich der Text denn nun noch in Richtung Wut knicken? Welche Rolle spielt beispielsweise das angesprochene "Du"?  Wer sind "sie"? Und welches Spannungspotential liegt zwischen "ihnen", diesem "Du" und der Erzählinstanz selbst?