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wut und wutausbrüche

beitrag von: Strickerin

verlassen

- ein bier bitte
- ich nehme ein wasser
- warum trinkst du plötzlich wasser? bin ich dir zu voll? willst du ein vorbild sein? wofür? ich will nicht sein wie du. ein bier noch, und für die dame auch noch eins. ach, du willst nicht. hat dir wohl der neue arbeitskollege eingeredet, der zu lesungen geht und antialkoholisch unterwegs ist. gefällt dir das? fickst du den? ist das dann so richtig smooth? 
- ich gehe jetzt
- jetzt wilst du auch noch gehen? bin ich dir peinlich? nein, du bleibst jetzt! und hörst dir das an. und ihr alle auch, was glotzt ihr so blöd? noch nie stress gehabt mit der eigenen schlampe? lass meien frau in ruhe, du brauchst sie nicht vor mir zu beschützen, sie macht jetzt einen auf sanft und hilfsbedürftig, in wirklichkeit hat sie es faustdick hinter den ohren, stimmt's schatz?
-halt die schnauze und nenn' mich nicht schatz, das bin ich schon lange nicht mehr. ja, du bist mir peinlich und das wasser habe ich bestellt um es dir ins gesicht zu schütten, damit du klar wirst und verstehst was ich sage: ich gehe zu einer lesung und lasse mich mit einem antialkoholischen smoothie ficken, adieu.


review von: Angela Lehner

Am Ende dieses Dialogs steht ein Tagtraum, den viele von uns haben: Den niveaulos Pöbelnden der Bars dieser Welt endlich mal die Meinung zu sagen und das Setting durch einen coolen Abgang zu verlassen. 

Wir finden in diesem Text Gepöbel und Beleidigungen. Die Wut bleibt bei beiden Gesprächspartner*innen allerdings nur eine beschriebene, nicht greifbare. Auch die Reaktion der Gesprächspartnerin ist von Coolness geprägt, dahinterstehende Gefühle bleiben für den/die Leser*in verborgen. 

Reminder am Rande: Du beschreibst hier zwar aus unmittelbaren Impulsen heraus agierende Figuren, weshalb den Figuren selbst - gerade im Kontext der Wut - auch Ausfälligkeiten und Ungenauigkeiten erlaubt sind. Du als Autor*in darfst dich von dieser inhaltlichen Zwanglosigkeit jedoch nicht mitreißen lassen. Arbeite sorgfältig, ließ deine Texte vor der Einreichung immer mehrmals gegen.