Ein hungriges Tier 3

beitrag von: felsmarie

Dreh dich endlich um, dachte sie und kaute auf ihren Nägeln. 
Beim Hereinkommen hatte er sie schließlich bemerkt. Ein lautloses Hallo kam ihm nur über die Lippen, sonst nichts. Klar.
Sie lugte hinüber, nun die Hände zu Fäusten in den Taschen geballt. Ihre Muskulatur, hatte der Physio in der letzten Stunde gemeint, sei sehr stark verspannt. 
Sie versuchte locker zu lassen. 
Warum endete denn das Gespräch nicht? Was war denn so wichtig? 
Jetzt warf er sich auch noch das Haar über die Schulter und lachte so raumgreifend. 
Ihr unteres Lid begann zu zucken. Sie wagte sich nicht zu bewegen, die Fäuste schmerzten jetzt richtig in den Jackentaschen. 
Die Muskulatur, dachte sie mit der Stimme ihres Physios, Sie müssen mal entspannen, mal weniger Stress, mal Sauna. 
Sie biss die Zahnleisten fest zusammen. Sauna! Ihr Blick wich nun nicht mehr von den beiden. Wie albern er da stand, auf einem Bein und das andere so angewinkelt. 
Sie atmete tief ein, hielt die Luft vier Sekunden an und atmete lange aus.
Yoga, hatte der Physio gesagt, das würde mit Sicherheit helfen.
Plötzlich drehte er sich doch um, ging auf sie zu und sagte: Na. 
Wie, na? Sie zerrte am Reißverschluss ihrer Jacke, der hakte immer an der selben Stelle, dieser blöde, dieser scheiß … 
Sie sah ihn an. Geht’s gut?
Wie lieb er nickte, das ist ja wohl, der will mich doch, du …
Schön, antwortete sie.

review von: Angela Lehner

Und nochmal besser geworden.

Gut beschrieben wird in diesem Text diesmal auch ein der Wut verwandtes Gefühl: die Ungeduld.

Das wohlweislich gesetzte "so" vor "raumgreifend" zeigt, welchen Unterschied reduzierte, präzise gesetzte Sprache in einem Text haben kann. (Das zweite "so" etwas später könntest du allerdings streichen.)

Schön, dass hier auch um die Ecke gedacht wird und die Wut eine originellere Abbiegung findet, als den bloßen Ausbruch am Ende.

Wut - Aufgabe mit Sternchen erfüllt. Wie geht es für dich weiter? Eine Kurzgeschichte sollte mit dem Stoff doch mindestens drin sein, oder?