sie sind hier: startseite / alle beiträge / voll r wut reloaded

wut und wutausbrüche

beitrag von: jhruebel

voll r wut reloaded


r ist wütend r flippt richtig aus
r wird griffig r wird ziemlich sauer
oder sagen wir es mal genauer
r schreit rum r kotz jetzt alles raus

r kann einfach diesen ganzen scheiß
nicht so einfach ignorieren schlauer
hätte r gedacht wählt d nicht blauer
r verwünscht die bürger und r weiß

alles besser als die besserwisser
s das naziweib und h der pisser
holocaustverleugner idioten

die faschisten müssen doch verboten
seid ihr wahnsinn seid ihr nicht ganz frisch
r ze r haut den stuhl ze r stört den tisch


hier tagt im freizeitheim die scheißpartei
r denkt wie kann man nur so etwas wählen
r steht im pulk sie schreien sich die seelen
mit inbrunst aus dem leib sie sind so frei

die demonstranten sind der polizei
suspekt gepanzert stehen sie wie stelen
es wächst das grölen brüllen bis die kehlen
so trocken sind wie zwieback das geschrei

wird heiser doch nicht leiser oder lahmer
da fliegen plötzlich steine r weiß auch
nicht wie und plötzlich schläge in den bauch

auf kopf und schultern r geht auf die knie 
r denkt das macht mich wehrlos doch nicht zahmer
und meine wut denkt r bezwingt ihr nie

review von: Angela Lehner

Die Wut in Sonettform. Ein gutes Beispiel dafür, dass auch eskalierende Gefühle gut durch formelle Rahmung transportierbar sind. 
Der Umfang passt jetzt gut, manche Reime fließen schon besser als andere, aber alles in allem sehr gelungen.
Einzige Kritik: Plötzlicher Wechsel auf sehr nahe Innenperspektive (er denkt) lenkt von restlicher Form ab und nimmt Geschwindigkeit raus. In diesem Fall lieber mit einem Paukenschlag gehen, wie das Gedicht auch beginnt.

Alles in allem ein tolles Beispiel, wie sorgfältige Überarbeitung einen Text voranbringt. Wie zufrieden bist du selbst? Hast du beim Überarbeiten ein spezielles "Learning" gehabt?

Jetzt noch etwas schleifen und dann zwanzig Mal ausdrucken und auf Laternen kleben, würde ich sagen.

review von: Angela Lehner

Antwort auf Kommentare:

alternatives Ende: gut

Letzte Zeile Sonett 1: hat mich nicht gestört, du kannst des Flows wegen aber auch einfach "zerstört" schreiben.

Gute/schlechte Reime:
"sauer" - genauer", "Stelen - Kehlen" ist z.B. um einiges origineller, passender als einfach "aus - raus" zu reimen. Vielleicht gelingt es dir ja durch spezifischere Bilder und Reime dein eigenes Gefühl zu vertreiben, dass der Text wohlfeil sei.
Jan Hendrik Ruebel sagt
08.10.2024 09:39
Vorschlag:
 
das macht ihn wehrlos doch kein bisschen zahmer
und meine wut schreit r bezwingt ihr nie

Vielen Dank für die Ausdauer, an diesem Text zu arbeiten.
Zu Deiner Frage: ich finde ihn inhaltlich etwas wohlfeil und darum auch etwas zahnlos. (Daher für die Laterne vielleicht doch nicht geeignet...;))
Ursprünglich wollte ich eigentlich ein Konglomerat aus wütenden Worthülsen in eine "kunstvolle" Form gießen und daraus so etwas wie belustigte Wut (über Leerlauf und Widerspruch zwischen Form und Inhalt) erzeugen. Aber das war zu indirekt und Du warst ja mehr am erzählerischen Aspekt interessiert. Da habe ich mich darauf konzentriert und es ist jetzt ein erzählendes Sonett-Duo daraus geworden.
Bei den Reimen wäre ich noch dankbar für konkrete Hinweise, welche verbessert werden müssten, da stehe ich auf dem Schlauch.
Jan Hendrik Ruebel sagt
08.10.2024 09:44
die letzte Zeile des ersten Sonetts wirkt mit ihrer typografischen Eigenheit jetzt etwas seltsam, oder ? Das würde ich wieder rausnehmen...