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wut und wutausbrüche

beitrag von: malaidoskop

Dein Schatten

Du redest nicht mehr mit mir
Du sagst mir nicht warum
Du ignorierst mich einfach
Du sagst mir nicht wieso
Ich dachte, wir seien Freunde
Aber du wirfst mich weg
wie ein benutztes Taschentuch
Du hattest nie nach meiner
Freundschaft gefragt,
ich hatte sie dir gegeben
aus aufrichtiger Sympathie
Ich dachte, wir wären Freunde
Ich dachte, Du fändest mich nett
dabei findest Du mich wohl
arg und fett und hässlich
und eine Nervensäge noch dazu,
die dir in der Sonne steht
und nur Schatten wirft
Dir im Weg steht bei deinen Plänen
ich dummes altes Huhn
all die guten Zeiten
bedeuten dir wohl nichts
Meine Wut zerbirst in Tränen
aber sie gilt nicht Dir
sondern mir selbst, mir, denn
Ich muss etwas getan haben,
dass Du dich von mir abwendest
dass Du mich hier alleinlässt
dass Du mich wegwirfst, achtlos
ohne Achtung, ohne Respekt
Ich dachte, wir seien Freunde
Ich dachte, wir seien …


Ich bin allein jetzt
ohne dich, du fehlst mir
wenn Du mich so einfach
fallen lässt, 
f
 a
  l
   l
    e
     n
so dass ich auf 
dem Boden aufschlage
Wie ein rohes Ei

Es ist dein Muster
Menschen zu verletzen
die dich lieben
Du kannst nicht anders
Aber ich schon

review von: Angela Lehner

Grundproblem: Der Text behauptet, aus einem "Ich" heraus zu erzählen, bleibt aber im "Du" verhaftet.

Es werden Wunden geleckt, Vorwürfe gemacht, die Frage nach dem "Warum" gestellt, insgeheim ein Dialog herbeigesehnt, am Ende sogar schon Aufarbeitung angedeutet.

Es gibt viel Text mit wenig Fokus auf den Erzählanlass. Worüber ist die Person denn wütend? 

Wir brauchen zwei Filterdurchgänge: Befreie zuerst den Text von allen verkopften Gedanken. Erklärungen, Rechtfertigungen, Kompromisse haben hier nichts zu suchen. Was wir beim Lesen FÜHLEN wollen, sind Gefühle. Und zwar die Emotionen der/des Erzählenden. Die/der Erzählende ist wütend. Was kümmern sie/ihn in diesem Moment die Motive der Anderen?

Sind in deinem Text nur noch Emotionen übrig, filtere ein zweites mal und lass alles gehen, was keine Wut ist. 

Gibt es dann überhaupt noch Wut? Wenn ja, wie lässt sie sich erzählen?