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wut und wutausbrüche

beitrag von: PaulWlaschek

tod dreier tapmännchen

kiki mopst sich. die knete ist blöd. bilder malen ist blöd. draußen regnet es. kiki geht zur mutter: „mir ist langweilig!“ die mutter blickt vom laptop auf, sieht auf die uhr: „sollen wir was spielen? mensch ärger dich nicht?“ kiki flitzt zum schrank, holt den spielekarton, baut das brett auf. mama  bekommt die gelben, kiki die roten, die jüngste fängt an. sie würfeln und ziehen, es läuft richtig gut für kiki, die sechser purzeln nur so und dann darf man nochmal, kiki strahlt. dreimal hat kiki die mutter schon rausgekegelt und dabei schmutzig gelacht. drei rote tapmännchen bevölkern die zielgerade vor dem häuschen, können aber nicht einrücken, weil das vierte im eingang steht. da kommt ein gelber. kiki wird still. die mutter würfelt, ein rotes tapmännchen fliegt raus. kiki schnappt nach luft und würfelt, aber glücklos. erneut wirft die mutter: das nächste rote tapmännchen wird getroffen. kiki stemmt die arme in die hüfte und empört sich: „nein, das gildet nicht!“ „wieso gilt das nicht?“, fragt die mutter, „es ist genau nach den regeln! du bist dran!“ kiki ballt die kleinen fäuste. ihr blick hat sich verfinstert. dann würfelt sie, erneut kein fortschritt. „das ist nicht gerecht!“, schreit sie. als die mutter das dritte rote tapmännchen abräumt, erstarrt kiki. mit einer gewaltigen armbewegung haut sie das spielbrett vom tisch, will wegrennen, wendet sich aber um und kreischt: „du arschkacker! ich will nicht mehr nach deiner nase pfeifen!“ dann stampft sie davon.

review von: Angela Lehner

Der Text orientiert sich stark an der Wahrnehmung des Kindes. Es wäre ggf. konsequenter die Mutter dann “Mama” zu nennen, oder wie auch immer das Kind selbst sie nennen würde.

Ich bin großer Fan von Kikis dreckigem Lachen. Gut, dass du dich getraut hast, die allmählich  wachsende Wut sehr langsam zu erzählen. Diese Wut ist zwar nah am Kind, könnte aber genauso gut bei einem Erwachsenen ähnlich anschwellen. 

Die Wut des Kindes zu beschreiben, ist dir bereits gut gelungen. Als nächste Übung würde sich vielleicht eine weniger "erlaubte" Wut anbieten. Wie fühlt es sich zum Beispiel für die Mutter an, wenn sie merkt, dass sie beim Brettspiel gegen das süße Kind zu verlieren droht?