Seit einer halben Stunde sitzen wir im Wohnzimmer. Mama im Fauteuil, die Katze auf dem Schoß, ich im Sessel mit der wackeligen Lehne vis à vis. Mama redet. Wie immer redet sie ohne Unterlass. Sie redet ohne Punkt und Komma, bis jeder Besucher in den Seilen hängt und auf allen Vieren bei der Türe rauskriecht.
Aber jetzt ist Schluss. Laut und deutlich sag ich mitten hinein in ihren Redefluss: „Mama, Peter und ich, wir haben uns getrennt.“ Mama hält kurz inne.
„So", sagt sie dann. Es klingt wie eine Frage. Doch als ich erklären will, was und warum, erzählt sie schon, wie das damals war, als sie gegangen ist, und dass sie das schon viel früher hätt tun sollen, aber dass das schwer war mit fünf Kindern. Und dass nichts Besseres nachkommt, sagt sie auch. Und in mir brodelt es, da steigt etwas auf. Ich bin es leid, bloß als Stichwortgeberin zu fungieren.
„Warum fragst du mich nichts, Mama? Das ist doch nicht Nichts. Ich will dir was erzählen, weil ich Tag und Nacht an nichts Anderes denken kann, und du sagst: ´So.´
Und Mama sieht mich erstaunt an: „Warum wirst du jetzt laut? Was soll ich dazu sagen? Das passiert jedem einmal.“
„Das passiert jedem einmal“, höhne ich jetzt. „Weißt du was? Red gegen die Wand, und lass mich in Ruh!“
review von: Angela Lehner
Jetzt ist es ein rundes Ding, der Text ist besser und besser geworden. Du hast weiterhin an Enden von Texten das Bedürfnis einen Abschluss zu machen, den es nicht braucht. Der perfekte Abschluss (gerade, wenn es darum geht, dass wir beim Lesen die Wut nachvollziehen können sollen oder aber selbst wütend werden) ist die Relativierung der Mutter in ihrem letzten Satz (weil sie versucht, die Verantwortung für die Konfliktsituation umzuwuchten, sie gaslighted die Protagonistin und das macht uns rasend!)
(Große!) Aufgabe für dich, die ich nicht mehr betreuen werde, aber du schaffst es auch so: Fast genauso könnte ein Roman beginnen. Versuche mit diesem Setting weiterzuarbeiten und dir Gedanken zu machen, wer deine Protagonistin ist, was sie umtreibt, wohin sie geht, wenn sie das Haus ihrer Mutter verlässt, wie bspw. der Mutter-Konflikt wäre, wenn er sich über eine längere Distanz aufbaut. Im November ist ja wieder National Novel Writing Month, die perfekte Gelegenheit, es innerhalb einer zeitlichen Rahmung einfach mal zu versuchen mit so einem Romanprojekt: https://de.wikipedia.org/wiki/NaNoWriMo
eva schreiber
sagt
23.10.2024 10:08
Herzlichen Dank, auch für den Tipp, interessante Sache, der National Novel Writing Month. Motivierte Grüße Eva
eva schreiber
sagt
23.10.2024 10:11
Ah schad, ich wollt den Text noch ohne den letzten Satz reinstellen. Aber ich hab die maximalen 7 Texte erreicht. Nix geht mehr, sagt das System. Danke für alles, liebe Angela, auch für die Kommentare zu Pünklich. Ich arbeit dran.
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