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wut und wutausbrüche

beitrag von: schreiberin

Red mit mir! IV

Seit einer halben Stunde sitzen wir im Wohnzimmer. Mama im Fauteuil, die Katze auf dem Schoß, ich im Sessel mit der wackeligen Lehne vis à vis. Mama redet. Wie immer redet sie ohne Unterlass. Sie redet ohne Punkt und Komma, bis jeder Besucher in den Seilen hängt und auf allen Vieren bei der Türe rauskriecht. 
Aber jetzt ist Schluss. Laut und deutlich sag ich mitten hinein in ihren Redefluss: „Mama, Peter und ich, wir haben uns getrennt.“ Mama hält kurz inne.
„So", sagt sie dann. Es klingt wie eine Frage. Doch als ich erklären will, was und warum, erzählt sie schon, wie das damals war, als sie gegangen ist, und dass sie das schon viel früher hätt tun sollen, aber dass das schwer war mit fünf Kindern. Und dass nichts Besseres nachkommt, sagt sie auch. Und in mir brodelt es, da steigt etwas auf. Ich bin es leid, bloß als Stichwortgeberin zu fungieren. 
„Warum fragst du mich nichts, Mama? Das ist doch nicht Nichts. Ich will dir was erzählen, weil ich Tag und Nacht an nichts Anderes denken kann, und du sagst: ´So.´ 
Und Mama sieht mich erstaunt an: „Warum wirst du jetzt laut? Was soll ich dazu sagen? Das passiert jedem einmal.“ 
„Das passiert jedem einmal“, höhne ich jetzt. „Weißt du was? Red gegen die Wand, und lass mich in Ruh!“