sie sind hier: startseite / alle beiträge / waldidylle

wut und wutausbrüche

beitrag von: bensch

waldidylle

die heizung ist kaputt. „wahnsinn, was? so ein kleines teil, 3000 euro“, hat der installateur gesagt. dabei gegrinst. und dann noch die wahlen. die gesamtsituation. 
blätter rascheln, wellen schlagen ans ufer, rechts ein pilz, bestimmt giftig. in meinem schuh ein steinchen. ich bleibe nicht stehen, ich hol es nicht raus, ich trete drauf. immer wieder. meine hände in den taschen. fingernagel im fleisch. da juckt was. 
ich bin ruhig. ich hab das im griff. ich hab mich im griff. 
dinge, die ich nicht ändern kann. gelassenheit. weiß ich doch alles. wenn da nur nicht dieser ätzende nacken wäre. 
ich atme ein, ich atme aus. schließe kurz die augen. stolpere fast über eine wurzel. alles gut, alles gut. 
aus dem off eine stimme. sächselnd. hundebesitzer. leinenlos. geht vorbei. guckt nicht. grüßt nicht. wie alle. 
bestimmt auch so ein … 
ich bin ruhig. ich hab das im griff. ich hab mich im griff. 
haben wir noch tee daheim? melisse, salbei, lavendel. so was?
„du sagst gar nichts“, sagt k. 
und du zu viel. 
ich atme ein, ich atme aus. ich nehme k.s hand. wir laufen weiter. ich atme ein, ich atme aus. 
„autsch“, jault k. „was ist denn los mit dir?“ 
„nichts, sorry“, sage ich. 
ein specht pocht.

review von: Angela Lehner

Besonders gut gelungen ist der Einstieg, weil er auf die Frage nach der Wut antwortet, ohne diese explizit zu stellen.

Köstlich, der selbstreflektierte Wüterich, der sich selbst zu besänftigen versucht. Die mühsam unterdrückte Wut, die immer wieder für Augenblicke an die Oberfläche steigt, dem Protagonisten die Nägel ins eigene Fleisch gräbt und der k. die Hand zerdrückt. 

Dieser Protagonist und dieses Setting könnten auch einen längeren Text tragen – mindestens eine Kurzgeschichte. Möchtest du es versuchen?
marc bensch sagt
24.10.2024 08:55
lieben dank! der protagonist als charakter - nach außen hin bemüht-kontrolliert, innerlich brodelnd, zerrieben von der gegenwart - das reizt mich. aber wenn dann eher als perspektivfigur eines größeren projekts. mal sehen.