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wut und wutausbrüche

beitrag von: jhruebel

der wachtturm

ihr seid besessen von erfolg und geld 
und hetzt vorbei an mir und meinem wagen
erwacht! es droht der untergang der welt!

ihr frevelt, sündigt wie es euch gefällt
unmäßig lebt ihr, gierig und verschlagen
und seid besessen von erfolg und geld

wer schuf die erde und das himmelszelt
wer schickt den engel und die sieben plagen?
erwacht!es kommt der untergang der welt!

ihr lauft vorbei am elend und es quält
euch nicht, ihr könnt es leicht ertragen
wonach ihr giert ist nur erfolg und geld 

ihr plündert den planeten und ihr füllt
nur euch die vollen taschen und den magen!
euch scheißegal! der untergang der welt!
 
ihr fresst! ihr hurt! ihr lästert gott! es gilt
wenn jahwe zürnt dann helfen keine klagen 
kein greinen, flehen! kein erfolg! kein geld!
o herr! befiehl den untergang der welt!

review von: Angela Lehner

Schön, hier kurz vor knapp doch nochmal was von dir zu lesen!

Als Setting habe ich mir direkt die Zwischenebene zw. U6 und U3 am Westbahnhof vorgestellt. 

Das “scheißegal” im fünften Vers ändert den Ton, ist das so gewollt? Die Beschreibungen und Anschuldigungen lese ich tatsächlich nicht unbedingt als wütend, ist halt der “normale” kirchliche bzw. Sekten-Sprechduktus. Mit dem “scheißegal” könnte die Stimmung kippen und die/der Erzähler*in zu einer persönlicheren Wut übergehen.

Momentan befindet sich der Text noch in der Schwebe zwischen tatsächlichem religiösen Duktus und Parodie. Solltest du eine Parodie schreiben wollen, baue früher einen Bruch im Erzählen ein. Grenze die wütende, persönliche Sprache deutlich von nur runtergebeteten Phrasen ab. 

Du kannst das Wütendwerden auch auf tatsächliche Situation des Zeitschriftenverkaufs zurückführen. Was muss passieren, dass der Zeuge/die Zeugin seine/ihre Zeitschrift auf den Boden pfeffert und ihre/seine Wutsalven in die Fußgängerzone r gießt?
Jan Hendrik Ruebel sagt
25.10.2024 20:47
Liebe Angela, vielen Dank für die treffsicheren Feedbacks. Ich habe viel gelernt auch durch deine Arbeit an den anderen Texten. Es war eine lange und gute Klasse zu einem Thema das uns alle gefordert hat, fand ich.