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wut und wutausbrüche

beitrag von: miafrick

Hofdamen

Ja, wir beide werden schön nach unten in den Innenhof gehen.
Wir werden uns, nach dem Treppenhaus und dem Türrahmen, auf den Treppenabsatz hinsetzen. 
Der Tisch steht auf dem Rasen und die Feuerschale hinten beim Gebüsch.  
Nachdem sie zu sprechen angefangen hat, werde ich es sitzend schon nicht mehr aushalten:

Ich richte mich auf, reisse mein zugewandtes Ohr von ihr weg, greife nach dem einbetonierten Tischbein und reisse die eine Tischseite aus dem Boden. Den Tisch lasse ich diagonal in der Luft hängen, weil ich das kann und hole den Regenschirm von oben. Sie sitzt versteinert im Türrahmen und weiss, ich bin noch nicht fertig.Die Regenschirmspitze soll ihren Fuss fassen. Da saust sie auch hindurch und trifft auf den steinigen Treppenabsatz. Jetzt erst schreit sie. Ich schreite zufrieden aber noch nicht ganz zur Feuerschale und greife ihre rostigen Ränder. Die andere von oben kommt unterdessen die Treppen hinabgerannt und ich kippe die ganze Asche ins Gebüsch - stört ja niemanden. Bevor ich mich nach oben hin verdrücke, pudere ich ihr neben der mit dem Schirm im Fuss die Wangen mit meinen aschigen Händen.

Sollen sie sich hübsch die Wunden lecken.

review von: Angela Lehner

Ein Phantasiewutanfall, aus der Furcht vor einem bevorstehenden schwierigen Gespräch imaginiert. Der Wechsel ins Phantasieszenario wird durch den Übergang ins Präsens markiert.

Im Szenario selbst – sobald die Action sozusagen startet – wird es beim Lesen plötzlich schwierig zu folgen. Dies liegt unter anderem an überdetaillierten Bildbeschreibungen, die von der/dem Leser*in eine zu konkrete Vorstellung verlangen, für die das Geschriebene jedoch nicht präzise genug ist. Das führt dazu, dass wir beim wiederholten Durchlesen eher über einbetonierte Tischbeine und diagonal in der Luft hängende Möbelteile nachdenken als über den/die Protagonist*in und deren Wut. 

Kunstfertige Beschreibungen können einen Text zwar beleben, überflüssige Ausschmückungen belasten ihn nur.

Die Wut kommt in einfachen Sätzen besser zur Geltung, wie etwa: "Wir beide werden schön nach unten gehen."

Amüsant: Die Diskrepanz zwischen Titel und Inhalt.