alfred goubran
nicht die dreizehnte fee. - falsche prophezeiungen

alfred goubran (aut) nicht die dreizehnte fee.

beitrag von: samya

nicht die dreizehnte fee.

bald bin ich sechzig. fühlen tu ich mich sehr viel vieles jünger. mein leben ist alles. 
mal schön. mal daneben. mal fröhlich bunt. dann wieder traurig gräulich. 
mir gefällt's. selbst, wenn ich nicht selten zu kämpfen hab. mein motto: es wird immer wieder hell. 

ich weiss nicht, wie alt ich war als mich die 'guten' wünsche meiner grossmutter direkt erreichten. verkündet hat sie diese wohl seit meiner geburt in enger regelmässigkeit. 

sie pflegte die vergegnungen mit mir immer mit dem sätzchen einzuleiten: 'aus dir wird nie etwas.'  der ton war freundlich, süss. wer inhaltlich nicht richtig hinhörte, hätte meinen können, sie flüsterte ihrer enkeltochter eine liebkosung zu.

lediglich ihre schwester, meine  grosstante, die ab und an diesem grausamen ritual beiwohnte, warf ihr ein verächtliches: 'grete, jetzt hör' aber  endlich auf mit dem scheiss.' 

ja, sie sagte in der tat 'scheiss'. deshalb wurde wohl auch was aus mir. meine grossmutter hat mir das nie gegönnt. sie war eine grausame frau.

review von: alfred goubran

Guter, harter, unsentimentaler Text. Sprachlich und formal souverän. Danke für das Wort "Vergegnung", das ich nicht kannte und das – wie ich nachlas – von Martin Buber geprägt wurde. Sollte der Text einmal seinen Weg in ein Buch finden, würde ich es gern lesen. 

(Allgemeiner Hinweis: Ich wurde informiert, daß die Kommentarfunktion nicht funktioniert. Sollte in den nächsten Tagen behoben sein.)