alfred goubran
Falsche Prophezeiung (Die große Tafel) - falsche prophezeiungen

alfred goubran (aut) Falsche Prophezeiung (Die große Tafel)

beitrag von: darksidegardening

Falsche Prophezeiung (Die große Tafel)

Hauptperson (weiblich) blickt auf Reiche Junge Person
Daneben die Erwartung (ein bis drei Monate)
In Blickrichtung, also rechts, also zukünftig: ein Kleines Kind (es ist ein Storch mit einem Säugling)

Die Hauptperson (männlich) mir abgewandt
Daneben, in Blickrichtung (hier: links): der Ehestand
Noch eine Karte weiter (linker): das Gefängnis, lustig

Meine Tochter (denke ich) ist in Erwartung eines Kindes, während mein Mann seine Ehe als Gefängnis empfindet. Und ja, in der Reihe darüber, in meinen Gedanken: meine Mutter (die Gute Person im Haus der Guten Person, also doppelt gelogen). Dann das Unverhoffte Geld.

Meine Situation, auf 1: die Beschäftigung (Gärtnern?)
Mein Wunsch, auf 9: ein Geschenk (das Geld?)
Die Lösung, auf 36: eine Militärperson (Drohnenangriff?)

Ansonsten kinderlos, tatenlos, weiterhin pleite

review von: alfred goubran

„Die große Tafel“ ist ein Legesystem für Wahrsagekarten (für alle, die es – wie ich – nicht wußten. 
Es werden also in diesem Text die Karten gelegt und interpretiert. Die Erfahrung ist enttäuschend, die Realität trübe. (Wobei: Am Ende ist man kinderlos, zwei Strophen davor hatte man noch eine Tochter.)
Soweit alles klar. Dann hat mich, in der vorletzten Zeile, die Interpretation der Militärperson (Lösung) als möglichen Drohnenangriff stutzig gemacht. Das ist schon recht weit hergeholt und zielt ins Lächerliche. Und ich werde den Verdacht nicht los, daß ich hier von jemandem lese (gemeint ist nicht der Autor, sondern der Protagonist), der das Kartenlegen nur als Mittel benutzt, um seinen Zynismus auszuleben und zu bestätigen. 
(„Zynismus“, frei noch Sloterdijk, „ist nur eine andere Form der Traurigkeit“.)

kommentare

Christina Böhm
10.10.2025 16:44

Vielen Dank für den detaillierten Kommentar! Die Zeile "Meine Tochter (denke ich)" sollte vielleicht besser heißen "Meine Tochter (lese ich)", da hier das Lyrische Ich die Karten interpretiert und eine (real nicht vorhandene) Tochter herausliest. Ja! Die Protagonistin ist nicht nur tieftraurig und zynisch, sondern auch bösartig (Seitenhieb auf die Mutter) und geldgierig (der größte Wunsch). Die Militärperson lag tatsächlich im Kartenbild, vielleicht waren die Drohnen ein zu billiger Versuch einer Pointe. Weniger zerstörerisch wäre: Sie verliebt sich in einen Polizisten :) Nochmals vielen Dank!

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