alfred goubran
die lila kuh - falsche prophezeiungen

alfred goubran (aut) die lila kuh

beitrag von: Oliver_Fahn

die lila kuh

sie gibt schokolade 
statt milch; 
dachte ich als kind. 

ihre euter prallgefüllt,
ein brauner bach, 
der dort entfließt,
stockt in der kanne. 

welch schlüsse
ich einst zog,
wie wohl sie mir jetzt täten
im angesicht des leids.

liebend gern würde ich panzer
mit konfettikanonen bestücken
und so wie in meiner kindheit
in freien strophen dichten,
wie diese welt nicht ist!




review von: alfred goubran

Ein sehr trauriger Befund. Die Phantasie des Kindes (der Irrglaube) war keinem Zweck unterstellt. Jetzt wird sie beschworen, als Ausweg, Linderung und Mittel zur Flucht „im angesichts des leids“. Doch haben das Irrationale, Absurde, Groteske, die „falschen Schlüsse“ in der Dichtung einen Ort, wo sie durchaus wahr, wenn auch nicht faktisch oder „real“ sind. - Ich bin überzeugt, Sie könnten noch immer „in freien strophen dichten“, wie diese Welt AUCH ist. 
Zum anderen: Die Schreckenskindheitsphantasien, die sich als falsch erwiesen haben, wünscht sich niemand zurück.

PS zum Text: „brauner Bach“ klingt nicht sehr verlockend …

(Review influenzabedingt etwas verspätet. Auch wurde ich informiert, daß die Kommentarfunktion nicht funktioniert. Sollte in den nächsten Tagen behoben sein.)