alfred goubran (aut) hellsichtig

beitrag von: nhimmelsbach

hellsichtig

ich kann die Zukunft sehr genau vorhersagen, meine Treffsicherheit liegt bei bis zu 100 Prozent, mit den Füßen raschele ich durch erstes Laub auf dem Kiesweg rund um den See im Stadtpark und weiß voraus, drei Wochen noch, und der Herbst hat alle Blätter hier von den Bäumen gekippt, aber die Wege werden sauber geharkt sein, wer mit jedem Schritt in buntem Laub rascheln will, muss es jetzt tun, bevor die Arbeitstrupps der Gartenverwaltung ausrücken und jedes Blatt von den Wegen und Rasenflächen rechen, in Gitterboxen füllen und abtransportieren, und ich weiß auch, jeder Tag von nun an wird dunkler werden, der Park wird von Woche zu Woche eher schließen, oft werde ich Handschuhe tragen, Mütze, Schirm und Schal, aber heute, schau, in dieser milden Sonne heute brauche sie nicht, und ich zeige dir, wie gut mein Vorwissen ist, mit bloßen Händen ziehe ich die Bäckerstüte aus der Tasche und schüttele sie leicht, guck, die ersten Tauben kommen schon angehüpft und legen die Köpfe schief, schau nur zu, was hier gleich los ist, wenn ich die Krümel aus der Tüte schütte, wie sie durcheinander picken und hastig nach den Bröckchen schnappen, sich ihren Anteil  an der Beute sichern, und für nachher habe ich noch eine einstecken für die Enten, wenn wir halb um den See gehen, wo die rote Bank, vom Gebüsch der kleinen Insel noch verdeckt, jetzt unbeschattet in der Sonne steht und auf uns wartet, das weiß ich nämlich auch, ich kenne die Zukunft gut, komm nur mit.