wir saßen unter den apfelbäumen unserer schrecklichen und phantastischen kindheit, tranken, kifften, tanzten und lachten uns den zorn und das entsetzen über das nachkriegsschweigen, das mangelnde vertrauen und das ungeheuerliche der welt ab und fragten, was werden wird,
und die ewig drohende apocalypse schien zumindest eine gewissheit, die sich leichter trug als zweifel und ungewissheit, die unser ganzes leben erfüllten,
auch wenn wir das nicht wussten, denn wir waren lange mutig und stark und sicher, besser zu sein, als die, die wir kannten,
die herrschten oder verschwanden, in sekten oder aus müdigkeit und angst oder hass ohne den grund zu sehen,
das verstehen kam später, als die, die jung und geliebt starben, länger tod waren als ihr leben lang war,
dass erkennen vielleicht eine verwandlung der erinnerung sein kann, die mit jeder neuen idee von klängen in uns und den möglichkeiten der läufe der wirklichkeit,
wie ein weiss verhangener berg in allen lichtern zwischen den dämmerungen,
für einen wimpernschlag klarer sein kann,
und dem grauen schmerz,
den die wahrheit kostet und
der wilden ekstase,
die sie gibt,
die uns weiter atmen lässt,
mit der frage nach
den farben des lassen und tun,
der zeit seit den farnen und
dem flirrenden jetzt
und dem geheimnis,
das immer zu suchen bleibt ..
review von: alfred goubran
Sehr schöner Text, der mich an den Beitrag von FFFF „Der falsche Prophet verkündet“ erinnert; eine Rückschau, ein Erinnern, das der Verluste und des Verlorenen eingedenk ist, doch sich nicht der Hoffnungslosigkeit hingibt, sondern bei dem der Wunsch zu Erkennen (nach Erkenntnis) dominiert. In diesem Sinne könnte der Titel auch lauten „was wahr war“ oder nach Art einer Deklination „was/war/wahr“.
Anmerkungen:
„auch wenn wir das nicht wussten“ - hier könnte man ein „noch“ einfügen.
„in allen lichtern“ – in all den lichtern?
„klarer sein kann“ – klarer erscheinen kann?
„dass erkennen vielleicht …“ - dass das erkennen … – dass die erkenntnis?
Bei der letzten Strophe kenn ich mich nicht ganz aus; „dem grauen schmerz/den die wahrheit kostet“, ich las unwillkürlich „den“ grauen schmerz, den die wahrheit kostet, aber das ergab natürlich keinen Sinn, denn die Wahrheit kostet nicht den Schmerz, sondern, ich glaube, was gemeint war, ist, daß der graue Schmerz der Preis der Wahrheit ist. Wenn das stimmt, steht das zwar so irgendwie da, aber es ist, nun ja, sehr undeutlich.
„mit der frage nach/den farben des lassen und tun“ – vielleicht je ein Genitiv-s einfügen?
kommentare
angela pichler
28.10.2025 13:00
vielen, vielen dank, alfred gouban, für Ihre ausführliche review & anmerkungen & vor allem das "sehr schön", das mich sehr berührt hat, den meine eigene kritik ist immer sehr streng & ich würde mir etwas mehr leichtigkeit im ausdruck wünschen ..
beim lesen des falschen propheten hatte ich auch schon eine gewisse verwandtschaft entdeckt. "was wahr war" viel besser, ich hatte auch kurz überlegt das "war" einzuklammern, die slashes sind auch eine sehr schöne lösung ..
zu den anmerkungen, ich hatte anstatt "noch" kurz "damals" überlegt, werde das "noch" mehmen, ist reduzierter als damals & gefällt mir besser .. in allen lichtern muss bleiben .. "klarer erscheinen" kann ist perfekt .. "dass das erkennen" werde ich auch übernehmen ..
letzte strophe:
und der graue schmerz, der der preis der wahrheit ist und die wilde ekstase, die sie gibt, die uns weiter atmen lässt, mit der frage nach den farben des lassens und tuns, der zeit seit den farnen und dem flirrenden jetzt und dem geheimnis, das immer zu suchen bleibt ..
zur letzten strophe, die ursprünglichen reduzierter war, darf ich Sie bitte fragen, was Sie zu dieser version sagen?
und der schmerz, der der preis der wahrheit ist und die ekstase, die sie gibt, die uns weiter atmen lässt, mit der frage nach dem lassen und tun, der zeit und dem jetzt und dem geheimnis, das immer zu suchen bleibt ..
nochmals danke ..
wie arbeiten Sie selber an Ihren büchern, brauchen Sie manchmal oder regelmäßig ein feetback oder warten Sie damit bis alles fertig ist? bzw hat sich das seit den schreibanfängen bis heute verändert?
liebe grüße, anh ♀️
alfred goubran
28.10.2025 23:17
Ich beantworte einmal die erste Frage und geh dann bei den anderen Versionen (2 und 3) auf die Änderungen ein. Nun, die Anfänge liegen, dem Alter geschuldet, "im Dunkel der Vergangenheit", aber ich glaube mich zu erinnern, daß mir am Anfang regelmäßiges Feedback wichtig war, was natürlich ist, wenn man unerfahren und dementsprechend unsicher ist. – Heute zeige ich nur den "fertigen" Text anderen Leuten (Lektoren und Familie inbegriffen).
angela pichler
29.10.2025 08:14
danke
angela pichler
28.10.2025 19:15
ps dachte, dass der vollname laut teilnahmeformular nicht angezeigt wird ..
hab schon öfters ein negatives feetback wegen des "unklaren" namens unisex namens anh bekommen .. lg anh raab
alfred goubran
28.10.2025 23:10
Sorry, aber da hab ich keine Berechtigung. Bitte die Administration – falls sie hier nicht mitliest – informieren. Ich bin mir sicher, daß man das auch im Nachhinein noch ändern kann. Ich hab wegen des "anh", wenn Sie das meinen, kein Problem (fänd ich auch lächerlich daraus eines zu machen).
vielen, vielen dank, alfred gouban, für Ihre ausführliche review & anmerkungen & vor allem das "sehr schön", das mich sehr berührt hat, den meine eigene kritik ist immer sehr streng & ich würde mir etwas mehr leichtigkeit im ausdruck wünschen ..
beim lesen des falschen propheten hatte ich auch schon eine gewisse verwandtschaft entdeckt.
"was wahr war" viel besser, ich hatte auch kurz überlegt das "war" einzuklammern, die slashes sind auch eine sehr schöne lösung ..
zu den anmerkungen, ich hatte anstatt "noch" kurz "damals" überlegt, werde das "noch" mehmen, ist reduzierter als damals & gefällt mir besser ..
in allen lichtern muss bleiben ..
"klarer erscheinen" kann ist perfekt ..
"dass das erkennen" werde ich auch übernehmen ..
letzte strophe:
und der graue schmerz,
der der preis der wahrheit ist
und die wilde ekstase,
die sie gibt,
die uns weiter atmen lässt,
mit der frage nach
den farben des lassens und tuns,
der zeit seit den farnen und
dem flirrenden jetzt
und dem geheimnis,
das immer zu suchen bleibt ..
zur letzten strophe, die ursprünglichen reduzierter war, darf ich Sie bitte fragen, was Sie zu dieser version sagen?
und der schmerz,
der der preis der wahrheit ist
und die ekstase,
die sie gibt,
die uns weiter atmen lässt,
mit der frage nach
dem lassen und tun,
der zeit und dem jetzt
und dem geheimnis,
das immer zu suchen bleibt ..
nochmals danke ..
wie arbeiten Sie selber an Ihren büchern, brauchen Sie manchmal oder regelmäßig ein feetback oder warten Sie damit bis alles fertig ist? bzw hat sich das seit den schreibanfängen bis heute verändert?
liebe grüße, anh ♀️