Desensibilisierung oder der Tanz der Amygdala

beitrag von: trivialpoet

Desensibilisierung oder der Tanz der Amygdala

Körpers Säfte in mir wogen
und das Herz springt aus der Brust, 
laut-hals ist der Puls am Toben,
denn dem Leben droht Verlust.

Und im Hirn da schreien Bilder,
fauchen Schrecken vor sich hin. 
Werden durch das Denken wilder,  
ich verzweifelt mittendrin. 

Blicke stolpern taub hinaus, 
nur als Schutz noch Fensterglas.
Berühren lauert vor dem Haus, 
Sozialkontakt im Übermaß 

Draußen wankt ein Biest heran,
brüllt das Untier Menschenwelt,                
das mit Eifer fällt den an
der den Fuß nach draußen stellt. 
 
Zitternd nähert sich die Hand, 
tippeln Finger auf der Klinke.
Nur noch wankend ist der Stand, 
Hilfe Hilfe ich ertrinke ...

Jetzt geöffnet das Portal. 
Taumelnd folgt der erste Schritt,
jede Regung voller Qual,
muss hinaus ... dies Tritt für Tritt

…

review von: alfred goubran

„Amygdala“ mußte ich nachschlagen. Für alle, die hier mitlesen und es auch nicht wissen: „Die Amygdala oder Mandelkern ist eine zentrale Struktur im Gehirn, die wesentlich an der Entstehung der Angst beteiligt ist und daraufhin entsprechende Reaktionen einleitet. Die Folge einer vergrösserten Amygdala ist eine verstärkte Angstreaktion was wiederum zu einer stärkeren vegetativen Reaktion führt.“ (google).
Gute Dynamik. Formulierungen wie die schreienden Bilder, die durch das Denken, noch wilder werden, „Blicke stolpern taub hinaus“, die tippelnden Finger auf der Klinke machen die Panik anschaulich. Die Wahl des Kreuzreims halte ich in diesem Fall jedoch für verfehlt oder doch für zumindest überlegenswert, da sie der Dynamik einer Welt, die dem Protagonisten aus den Fugen gerät, entgegensteht. Und: man wäre dann vermutlich auch bei den Formulierungen freier. Ist vielleicht einen Versuch wert …

(Review influenzabedingt etwas verspätet. (Allgemeiner Hinweis: Ich wurde informiert, daß die Kommentarfunktion nicht funktioniert. Sollte in den nächsten Tagen behoben sein.))