beitrag von: liserein
Monolog der Spinnenfrau
Monolog der Spinnenfrau Ihr kennt sie nicht, meine Nacht zäh und triefend drückt sie auf die gläserne Kuppel eures Begehrens Ihr denkt, dass die Sterne und der Mond — ihr träumt auf meinem Häkeldeckchen als klebrig Netz schwebt es im lautlosen Nichts meiner Dunkelheit Ihr hört es nicht, mein scheinheilig Singen, erkennt mich nicht, als eure Spinnennetz-Braut, ich bitte euch: haltet mein Kind — in euren Armen wird es ein schwerer, klebriger Kokon Fünffache Wollust wartet kindlich tief, sie spürt, dass die Sterne und der Mond — ihr kennt es nicht, mein Nachtgesicht, lange Nase, spitzes Kinn, Warzen blühen, Haare sprießen zwei wirre Äuglein auf der Stirn mein Augenpaar, es glotzt euch an die Brüste leuchten unbedeckt durch mein helles Mäntelchen wachsen sie aus dem Buckel und werden zu Spinnenbeinen ich setze sie in die Luft der Finsternis, krieche, fliege, tanze und umarme dich, meine Nacht ich schwebe, glühe, öffne mich und fließe bunt auf euer hilflos Verlangen.