review von: michael ziegelwagner
"auxoffana r untan gristbam" heißt bekanntlich ein Original-Artmann-Weihnachtsdialektgedicht. Das seltsam eingestreute r, eine Artmann'sche Spezialität, um zwei Wörter miteinander zu verbinden, hat auch der vorliegende Text vorbildlich nachgeahmt. An anderen Stellen stimmt es nicht ganz, man ist nicht "besoffm", sondern "bsoffm" (oder eben "auxoffm"), „liang“ wäre lügen, nicht liegen, und "an Weihnachten" klingt für mein Ohr eher Bundesdeutsch als Wienerisch, kann das sein? Das "drepfön" der Tropfen dagegen: sehr gut abgelauscht.
Im Artmann-Original werden dem Auxoffanan am Ende die Wachstropfen der Christbaumkerzen aus dem Anzug gebügelt (bzw. eben nicht), hier wird gleich gschdoam – ein etwas starker Special-Effect für mein Empfinden. Und auch hier: Weniger Parodie als liebevolle Hommage, Artmann hätte es als Ehrerweisung genommen (und sich vielleicht höchstens über das "besoffm" erregt).
Vielen Dank für die Rückmeldung.
Nun, was die „Dialektik“ Artmanns anbetrifft, so ist ein Wandeln auf seinen sprachlichen Pfaden für mich als Nichtösterreicher schon etwas verwegen. Ohne Zweifel ein ziemliches Risiko. Dennoch oder gerade deshalb inspiriert und fasziniert, mit seiner besonderen Melodie, die spezifische Sprachlyrik H. C. Artmanns.
Der Definition nach darf eine Parodie durchaus auch Hommage-Charakter haben.
Ja sicher ist die Vokabel „gschoam“ am Schluss schon etwas plakativ.
Doch in Artmanns Werk hat ja das „österreichische“ Nachdenken über den Tod einen besonderen Status und bildet hier in seiner plakativen Vehemenz den Kontrapunkt zur Metapher des Geburtsfestes.
Außerdem provoziert ein allzu reichlicher Genuss von Alkohol temporär schon mal körperliche Zustände, in denen verbal gestorben wird.