michael ziegelwagner
weihnochtn mit h.c. artmann - noch ana beschöörung - weihnachten mit de sade

michael ziegelwagner (aut) weihnochtn mit h.c. artmann - noch ana beschöörung

beitrag von: trivialpoet

weihnochtn mit h.c. artmann - noch ana beschöörung

weihnachten mit h.c. artmann

an weihnochtn 
noch da beschöörung
sama r ole medaranaund
besoffm
und mea liang  untan bam
auf an wohnzimabodn
fon da nosn drepfön
dropfm von an rodn 
wia bluad 
und a scheena engl schdet doo
und duad bled schaun 
an weihnochtn 
is das gristkind  
geboan 
und mea 
san 
gschdoam

review von: michael ziegelwagner

"auxoffana r untan gristbam" heißt bekanntlich ein Original-Artmann-Weihnachtsdialektgedicht. Das seltsam eingestreute r, eine Artmann'sche Spezialität, um zwei Wörter miteinander zu verbinden, hat auch der vorliegende Text vorbildlich nachgeahmt. An anderen Stellen stimmt es nicht ganz, man ist nicht "besoffm", sondern "bsoffm" (oder eben "auxoffm"), „liang“ wäre lügen, nicht liegen, und "an Weihnachten" klingt für mein Ohr eher Bundesdeutsch als Wienerisch, kann das sein? Das "drepfön" der Tropfen dagegen: sehr gut abgelauscht. 
Im Artmann-Original werden dem Auxoffanan am Ende die Wachstropfen der Christbaumkerzen aus dem Anzug gebügelt (bzw. eben nicht), hier wird gleich  gschdoam – ein etwas starker Special-Effect für mein Empfinden. Und auch hier: Weniger Parodie als liebevolle Hommage, Artmann hätte es als Ehrerweisung genommen (und sich vielleicht höchstens über das "besoffm" erregt).

kommentare

Michael Köhler
20.11.2025 22:11

Vielen Dank für die Rückmeldung.

Nun, was die „Dialektik“ Artmanns anbetrifft, so ist ein Wandeln auf seinen sprachlichen Pfaden für mich als Nichtösterreicher schon etwas verwegen. Ohne Zweifel ein ziemliches Risiko. Dennoch oder gerade deshalb inspiriert und fasziniert, mit seiner besonderen Melodie, die spezifische Sprachlyrik H. C. Artmanns.

Der Definition nach darf eine Parodie durchaus auch Hommage-Charakter haben.

Ja sicher ist die Vokabel „gschoam“ am Schluss schon etwas plakativ.

Doch in Artmanns Werk hat ja das „österreichische“ Nachdenken über den Tod einen besonderen Status und bildet hier in seiner plakativen Vehemenz den Kontrapunkt zur Metapher des Geburtsfestes.
Außerdem provoziert ein allzu reichlicher Genuss von Alkohol temporär schon mal körperliche Zustände, in denen verbal gestorben wird.

michael ziegelwagner
21.11.2025 10:24

Das stimmt natürlich, den Wiener Ton als Nichtösterreicher ins Ohr zu bekommen (und später in den Text) ist nicht einfach. Entschuldigen Sie meinen austrozentrischen Standpunkt... umso schöner das "drepfön"!

Michael Köhler
21.11.2025 11:50

Ach, da gibt es nichts zu entschuldigen ;-) Unterschiedliche Interpretationen und Sichtweisen sind ja das Salz in der Suppe und dienen dem Austausch.

… und ich will lieber nicht wissen, wie H. C. Artmann meinen eher defizitären Versuch ihn sprachlich zu adaptieren, kommentiert hätte.

.. waun ana r a gedicht schreim wüü
owa iwahaubt ka ahnung vum weaneresch’n hod
daun sol r s liba sein lossn ...

michael ziegelwagner
21.11.2025 13:36

Schönes sinniges Zweitgedicht! (Wenngleich statt "liba" lieber "liawa".)

dieter baddack
24.11.2025 11:16

lieber poet, lieber michael

… so ist das mit der happy poetry … da hat man eine schöne idee auf dem zettel … und dann kommt einer und schnappt sie einem weg … weihnachten mit artmanns – eine bescherung … lautete der titel … in dem fall der ganzen familie artmann gewidmet … h.c. rosa emily … in weiteren verlauf um mindestens zehn nahmhafte autoren ergänzt … die alle bei artmanns verkehrten …

sie sind große menschen & poetry-freunde die artmanns … er und rosa haben sogar mal hier unterrichtet …

aber es wäre eh keine parodie geworden …eher ein gut gelaunter text im stile „nachrichten aus nord und süd“ also homage … da steht die bescherung direkt am anfang ..

ich freue mich also über einen poetisch gleichgestimmten und danke für zwei schöne gedichte …

liebe grüße
dieter

ps viele grüße auch an karin

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