hitler hatte angst vor katzen

beitrag von: kseidner

vom vater kriegen

die tochter erkennt es schon am umdrehen des schlüssels wie der vater aufgelegt ist, wenn er heimkommt. vielleicht gelingt es ihr ja, ihn heute zu besänftigen. bevor er herumbrüllt. bevor er zuschlägt. „wie schaust denn du wieder aus?“ schreit er und wischt ihr den lippenstift mit der faust aus dem gesicht. sie bleibt bei laune und bringt ihm die hausschuhe, lässt sich beschimpfen, dass sie sicher wieder zu viel telefoniert und den ganzen tag nur blödsinn gemacht hat, wärmt die suppe auf und serviert sie ihm. ihre mordswut verbirgt sie hinter tugendhaftem verhalten. das hat sie aus den büchern, die sie täglich aus der bücherei schleppt und die sie bei der großmutter liest. nesthäkchens backfischzeit. trotzdem: später einmal wird sie ihn erschlagen.

heute ist glücklicherweise eine sendung im fernsehen, die der vater sehen will und er zischt nur, dass sie beim aufdecken nicht so laut klappern soll. das ist ein gutes zeichen, denn es bedeutet, dass er nicht gestört werden möchte und sie sich unbemerkt mit einem buch zurückziehen kann. obwohl er später wahrscheinlich in ihr zimmer eindringen und toben wird, weil sie beim lesen wieder eine 60-watt-glühbirne brennen lässt und sein geld verschwendet. 

der vater ist sehr katholisch – er wollte einmal priester werden. die mutter ist protestantin. diese mischehe wird nicht gut gehen hat pater j. bei der hochzeit gesagt.

die tochter hat gelernt körperlichen schmerz auszuschalten. selbst wenn der vater mit dem ledergürtel zuschlägt und sie dabei mit der schnalle trifft. sie kann es nur nicht ertragen, wenn der kleine bruder verprügelt wird oder wenn sie mehr als eine halbe stunde in der ecke knien muss. davon wird ihr nämlich schlecht und sie muss sich übergeben. dafür hagelt es dann wieder ohrfeigen. der vater sagt dazu eigentlich fotzen und lacht: „übermut tut selten gut!“ danach hebt er seine geballten fäuste, und greint, was das sei. dann zeigt er auf die linke und lacht: „spital!“ anschließend hält er ihr die rechte unter die nase und biegt sich vor lachen: „friedhof!“ 

später einmal wird die tochter ihn erschlagen.