wider das glatte

beitrag von: zouzouu

ein loser Inhalt

ist zwar nicht wirklich ein gedicht, aber die worte sträubten sich eins zu werden

Da liegst du vor mir brauner Klumpen. als Krapfen hast du dich ausgegeben den Kern deines Wesens hast du aber vergessen oder du hast nie gelernt, dass man dich ohne Marmelade nicht ernst nimmt. Vielleicht hatte das Gelee aber auch Ausgangssperre, bekam Beziehungsängste und brannte mit einem glutenfreien Toastbrot durch. Und unter tausend erwisch genau ich dich. Vielleicht hätte ich aber mehr Trinkgeld geben müssen, größere Gesten und mehr Anstrengung unternehmen müssen mit dem Kopf zu nicken und gleichzeitig zu lächeln. Nicht jeder ist gut in Multitasking. Vielleicht hätte ich beim Schönschreiben früher besser aufpassen müssen, dann würde mir der Inhalt vielleicht endlich weniger wichtig erscheinen als die Platzierung von übersättigten Worten. Vielleicht hätte ich die -nomie der -logie vorziehen sollen, dann hätte ich bereits gravierte Kugelschreiber in dem Etui meines Etuis. Vielleicht hätte ich mich schon mit Zwei der Ernsthaftigkeit bemühen sollen, dann könnte ich mit meiner Stirnfalte nun endlich diese Flasche Bier öffnen. Vielleicht hätte ich nicht nach der Solidarität suchen sollen, dann könnte sich das Ego zumindest eine Privatklinik leisten. Dann würdest du nicht vor mir sitzen liebes Scheitern, aufgebläht und mit den polierten Zahnprothesen, die dir das Reden verbieten, weil du dir keine besseren leisten kannst. Vielleicht hätte ich lernen müssen kleiner zu reden, dann wären meine Stimmbänder nicht kontaktscheu, ökonomisch tragbarer und meine Gedanken ökologisch abbaubar. Vielleicht hätte ich früher aufhören sollen zu träumen, dann wäre das große Loch in der Couch einfach nur ein Loch, und nicht ein Grund endlich darauf Polka zu tanzen. Ablenkung ist doch der größte Feind des Fleißes heißt es. Vielleicht hätte ich mehr auf alle anderen hören müssen, dann würden sie mich besser verstehen. Vielleicht hätte ich dich nicht jagen sollen Freiheit, dann hättest du keinen Grund noch schneller zu laufen. Vielleicht hätte ich dem Wollen nicht soviel Aufmerksamkeit schenken sollen, dann würde es nicht orientierungslos im Muss herumirren. Aber weißt du was Scheitern, eigentlich mag ich dich, denn unter deinem Schlips verbergen sich doch eine Jogginghose voll Verrücktheit, wenn dein Schweissband vollgesogen ist und der Zweifel auf deinen Flukati tropft. Vielleicht hätte ich dort aufpassen müssen, dann hätte ich dort in den Tiefen keinen Sinn entdeckt, als wir nackt die Melancholie priesen. Was ich eigentlich nicht mag ist Marmelade, aber die Aufregung kennt keinen guten Geschmack. Ich mag auch keinen Staubzucker, der dich besser aussehen lässt als du bist und so mag ich nur den Genuss deiner Ungenießbarkeit.


review von: fritz ostermayer

gedicht hin oder her: ein lob der ungenießbarkeit kann niemals falsch sein! in diesem schönen text steckt zudem - so finde ich - mehr poesie als in so manchen poem. dankeschön!