wider das glatte

beitrag von: CharlieOktober

Leuchtturm der Hoffnung

Leuchtturm der Hoffnung     
PROLOG
 
Einhundertfünfzig Jahre umherirren, ruhelos. Seelen ausgesaugt. Schubsen und schwitzen, riechen nach Fäulnis und Tod. Schamlos wabernde Brüste, verstümmelte Gliedmaßen. Das sind wir. Und wir folgen dem Licht.   VORHANG AUF   Land`s End, nähe Cornwall.
Die versunkene Stadt Lyonesse erwacht zum Leben.
Einmal im Jahr machen sich die Bewohner des         Schiffsfriedhofes auf, um dem Leuchtfeuer zu folgen. Reges Treiben in den Wracks. Gekicher hier, Gezeter dort.  
Bis auf eine Erscheinung, ganz am Rande des Geschehens. König Casimir, voller Abneigung. Wie er dieses Schauspiel hasst. Diesen Verrat am Tod. Verschlungen vom Meer, schon viele, viele Jahre. Der wundersam schwarze Atlantik, ihr Zuhause. Gefährliche Stellen, ohne Navigation kennt der König jeden Stein, jedes Wrack. Bei rauher See, so tuschelt man, hören die Fischer an Land die Kirchglocke von Lyonesse läuten. Versunken, Jahrzehnte lang.  
Im Leuchtturm der Hoffnung lebt sein Bruder, Prinz
Claudio. Ein Überlebender. Er und Zauberer Silver haben es sich zum Spaß gemacht, einmal jährlich ein Bankett zu geben. Geladen, alles, was das Meer verschlungen hat. Aus den tiefsten Untiefen, in Booten aufsteigend, durch Nebelschleier dahintreibend, bewegen sich die   Hoffnungsvollen Seelen zum Longship Leuchtturm. Umfahren gefährliche Stellen, achten auf das grünlich schimmernde Licht des Turmes.
Ritter, Hexen, gefolgt von Barbaren.
Männer, Frauen jeden Standes. Eine Tombola beschert dem Sieger ewiges, neues Leben. Ein Zauberspruch genügt. Ein Grab im Meer oder die Sonne am Firmament? Die anderen schickt der Prinz zurück in die Tiefen des Meeres, um im nächsten Jahr erneut einzuladen. Abscheulich.
Ein Hohn an Gott meint der König. Und er
ahnt, die Rache wird kommen. Das Meer holt sich seine Beute. Zurück.  
Im Atlantik ist es still, dunkel. Die letzten Boote sind aufgestiegen, eine schwimmende Leichenhalle, verhungerte Gestalten. Voll Erwartung. An Land, Dämmerung. Bis auf den Meeresgrund kann König Casimir das einsetzende Wehklagen hören. Sie sehen ins Schwarze. Teilnahmslos, regungslos, wie Lumpen im Dunst. Dann kommt das Licht. Es zieht sie magisch an. Gespenster gehen an Land.  
König Casimir in tiefer Verzweiflung. Er spürt das Unheil. Die Masse des Meeres wir dichter. Es holt sie alle. Jene Leichen, vom Atlantik. Und den Prinzen. Warum sie`s tun? Warum steigen empor, aus des Meeres Schoße? Sie können sich begnügen! Der wundersam schwarze Atlantik, ihr Zuhause.  
Vom Ozean, ein niederschmetterndes Grollen steigt empor. Poseidon, Herrscher der Meere, nimmt Gestalt an, von flüssig zu fest. Den Dreizack, zum Wurf erhoben. Überschwemmung und Erdbeben, Schiffe werden sinken. Wo nicht, geht Schiff und Gut verloren?   Ohnmächtiges erstaunen bei Feste. Letzte Sünder in die Knie, Stoßgebete zum Himmel.  
Casimir fürchtet nichts. Zum Throne zurück, Poseidon hält Wort. Des Himmels Antlitz glüht. Zeus bläst Winde, schickt Blitze. Uranos lässt grauschwarze Wolken tanzen. Vereinigung der Götter. Abkühlende Geduld bei König Casimir. Hoffnung.  
Prinz Claudio durch klägliche Gebärde erweicht. Wo sieht
er hin? Der Zauberer entschwindet wie Staub, hinterlässt nichts. Stürmisches seufzen nimmt Besitz vom Longship Leuchtturm. Die verweste Masse bei unbefugtem Spiel hält inne. Der Prinz errettet sich hinter dem Gemäuer des Turmes, lässt Gäste stehen. Ein Poet, hinter der Szene. Arglistiges Blut, das Gegenteil vom Bruder? Wohl kaum.  
Nehmt eure Rache am Abschaum des Meeres, denkt
Claudio. Verschanzt sich hinter Gehölz der Türe.
»Quält
nicht mich.Freiwillig sind Sie gekommen, nicht ich habe sie zu mir gerufen«, lügt er.  
Die Zunge des Ozeans umschließt das Eiland, holt sie
zurück. Ein einziges Rauschen, keine Klagen. Oh jammervoller Tag, das Letzte, was der Prinz bemerkt. Empörung!  
Unter den Massen der Wogen verkriechen sich die Sünder in
den Wracks. König Casimir ist zufrieden. Brüder stehen sich gegenüber. Böse Augen, böse Gestik.
»Wer ist nun Gewinner in deinem grausgen Spiel? Erblicke ich nicht den Verlierer selbst? «, spricht der König.
Zorneskopf ganz dicht heran, schäumt:« Du Elender. Leben schenken, nicht trübsinnig in den feuchten Federn des Meeres tränken. Was habt ihr angerichtet? Wie soll das Spiel nun weitergehen? «, wütet Claudio.
»Kein Leid bringt Gewinn, mein Bruder. Diese Gruft, am Boden des Ozeans ist unsere Heimat. Teile mit mir den Thron und feiere deine Feste hier, am Busen des Meeres! «
Prinz Claudio: «Als wate ich im grünen Pfuhl? Umgebe mich mit diesem Volke? Zu Füßen, moder und Gestank. Was nennst du Heimat, was leben du Ungeheuer? «
Der König, das Haupt erhoben:« Der Verheißung steht der Wille nach! Nicht mein Urteil hat uns zu dem gemacht. Natur, sie zog und fasste uns. Geduld. Gemeinsam ruhen wir nun in dieser Gruft. Im wundersam schwarzen Atlantik, unserem Zuhause. Lass dich treiben in dieser schönen Grausamkeit! «
Im Kreise sich drehend, mit ausgestreckten Armen deutend,der Prinz:« Wo Wind, wo Weib? Wer spielt die Musik? Ach Bruder, niemals kann das ein Leuchtturm sein! Kein Licht weist meinen Weg. Aufsteigen werde ich, in diesem Boote  dort.
Streife ab, mein Leichenhemd. Auf bald, Casimir. Ich werde dich laden zu Feste«.
Der König, ihm nachblickend:« Gehabt euch wohl! «
 
Und über ihnen frohlockt Poseidon, befriedigt seiner Macht. So sei es. Der König, ihm nachblickend: «Gehabt euch wohl!«    

VORHANG ZU
 





review von: fritz ostermayer

nun, ähmn ... wenn dieser text tatsächlich zum thema geschrieben wurde, sind scheint's nun alle dämme gebrochen. das wort "themenverfehlung" hat seine schulldigkeit getan. anything goes? wirklich? wenn wir beim nächsten mal um - sagen wir - hymnen auf primzahlen bitten: worauf dürfen wir uns gefasst machen? herzlich, fritz.