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jammern auf hohem niveau

beitrag von: annabanana

allerliebste kollegin

mit worten verhält es sich wie mit lächeln mit meinen wenigstens. sie sind nicht blitzblank poliert und wunderglatt korrekt. die zähne ein wenig schief schaffen sie es nicht ins fernsehen oder in eine zeitschrift nicht mal ins radio. und ihre worte und lächeln? 
immerzu perfekt korrekt. 
du hast heute geburtstag? sie stellen ihre fragen noch ich meine nicht mehr seit gestern. 
dabei war das keine forderung. da haben sie mich falsch verstanden. 
meine fragen sind fragen 
direkt auf den zeilen 
stehend. bis sie abrutschen und 
fallen stürzen
weil sie gestellt nicht geduldet werden. also bleiben sie liegen.
kompetenzüberschreitung nennen sie es. 
ihr name für gerade stehende fragen auf den zeilen.
alles gute! allerliebste kollegin. 
ihre hände in meinem gesicht. was machen sie da? 
lächeln mit glatten zähnen. 
worte
fallen
viel zu schnell. 
die fallen stehen.
„mwah.“ „mwah.“ 
küsse schmatzen meine wangen. nie geforderte 
freundlichkeiten zwischen uns. 
dürfen sie das? 
wie können sie nur? grenzüberschreitung nenne ich es.
aber ich bin jung und sprachlos. 
mir ist ganz übel. dummes küken. 
sechsundzwanzig?
ihre stimme schallt hell. wie schön! 
findet sie?
ich stelle meine fragen ohne fallen nur mehr mir selbst. sie schnüren mir die kehle zu. 
allerliebste kollegin. ist das die arbeitswelt? 
in ihrem gesicht blitzen gefletscht die lächelnden zähne. 
mein schweigen brüllt in mir. 

review von: christiane rösinger

Das liest sich nun fast wie ein Beitrag zur metoo#-Debatte. Ist aber kein Gedicht oder Songtexte zum Jammern! Die Analogie vom Lächeln und den Worten ist ganz schön, dann die Stelle vom "Nicht-ERnst-Genommen-Werden" in der Arbeitswelt ist auch gut- aber die Gedanken versanden ein bissel in dieser offenen Form.