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geheimnachrichten an h.c. artmann

beitrag von: Strangeologist

8 Nonßeme

Phrygisch belfert das Gewoelk
in saubeseelter Banderole,
der Pfarreizagel äugt derweil-
durchlaucht Burjatisch-Autochthone.

Getypt, gedöbelt, flachgepfeift
ist das Flexem der Oreaden
in seiner argen Leutestube
voll Karas-Pascher und Grillade.

Servil lechzt Repetiergewehr
nach der Mandibula der Förde,
selbst Lepidopterologeek
krümmt dat Gedärm der Haußbehörde.

Im Kescher feinster Gaze
herrscht Vulvodyn van Aigg
und paketiert fast tillich
den Schram in Taftenkleid.

Antillengülle für 
unisegmentalen
Aalbaum behufs
Reduktionssalbe.

Tüpfelhuhn Ralle
voltigiert fürn Sonder-
frieden, verspringt fei
im Sumpftschunkgepränge.

“What a lichtmess
alemannisch”,
tympanont Mullah 
kravmagisch.

Ochsenziemer Skandalon,
subverhärmt satt [cutaway].
Hypervolämister fistet
Rammgebälk statt Cyberulster.

Strümpfiges Rollloch
parapetiert
kretazsche Miragen
geparzten Kahlwilds.

Feixende Garbe
nestelnder Laibung,
unleugbar After-
sottise/gewese.

Ordinarius Stahl-Regler
rodelt aufm Moleskin
gegen Mme Thusnelda,
die Fürsprech-Ische.

Ingwert Supinato
greizt und rappelt nablos-
oologisch Einradhockey,
schwähend chiliasitsch Zloty.

review von: ondřej cikán

Danke für die Nonßeme, bin für eine Weile in Lexika versunken.

Viele Ihrer Bilder sind sehr gelungen, z.B. die „Mandibula der Förde“ oder der „Kescher feinster Gaze“
In den ersten 4 Strophen wird das Ganze, verstärkt durchs Versmaß, ziemlich witzig.
Zwei Kleinigkeiten:
Vers 1: Auftakt fehlt.
Vers 8: Könnte man des Reimes wegen nicht „Grilladen“ schreiben? 

Dann führen Sie Wörter ein, die sehr auffällig sind: 
„Vulvodyn“ und „fistet“. 
Solche Wörter brennen sich beim Lesen natürlich ins Gedächtnis ein – und man denkt dann auch bei „Fürsprech-Ische“ oder „Rollloch“  oder „Mme Thusnelda“ oder „After-sottise“ oder „Mullah“ an Vaginalschmerz und Fisting. Das finde ich abstoßend (und in der Tat frauenfeindlich) – und ich gehe mal davon aus, dass Sie das nicht beabsichtigt haben. Nochmal anders: Es spricht nichts dagegen, das Wort „fistet“ zu verwenden! Nur müssen Sie bedenken, dass sich jedes Wort in einem Gedicht mit jedem anderen Wort „verbinden“ kann – und für auffällige, irritierende Wörter trifft das in besonderem Maße zu.

Vielleicht wäre es auch sinnvoll, den Text sichtbar in einzelne Gedichte zu unterteilen. Dann würde es überhaupt nicht stören, dass sich das Versmaß so plötzlich auflöst. 

Alles Liebe,
Otto Oscar à Consommé de Branta sandvicensi.