beitrag von: samya
in memoriam.
wohnst du bei el roi?
trinkst du das wasser seiner frauen?
sind alle ihre kinder dein ismael?
sprich doch endlich mit mir.
all die geheimnisse einzupacken und nicht zu teilen,
was sie dir sind, das ist ätzend. geht eigentlich gar nicht.
du verwirrst und schlägst mich in die irre.
den weissen wal setzt du dir selbst in den rücken.
von vorne wird er dich rausreissen in das leben im tod.
was für ein fest wird das sein. für dich und für mich.
für alle, die sich kennen. ahoi.
review von: ondřej cikán
Schön! Super! Jetzt bin ich glücklich.
In diesem Gedicht funktioniert das Gleichgewicht aus Andeutungen (El Roi, Ismael, Weißer Wal), poetischen Bildern (schlägst mich in die irre, trinkst das wasser seiner frauen) und Floskeln (geht eigentlich gar nicht).
Super ist die Kombination aus Gen. 16,13–15 und Moby Dick! Super ist die Frage „wohnst du bei el roi?“ Man bleibt ein bisschen hängen und fragt sich, ob es eine Herberge oder sowas sein könnte, bis man (vielleicht) kapiert, dass El-Roï natürlich der Gott Hagars ist.
Das ist ein Maß an Chiffrierung, das fein ist.
Eine Kleinigkeit: „rausreißen“ ist mir zu umgangssprachlich. „herausreißen“ gefiele mir persönlich viel besser, aber da bin ich wohl zu heikel. Das "ätzend" find ich hingegen charmant.
Alles Liebe und weiter so!
OC