beitrag von: jhruebel
frage an die expertin : akute sonitis oder chronische sonose?
in letzter zeit verspürte er beim reden
ein unabwendbares bedürfnis jeden
ja wirklich jeden satz am zeilenende
zu reimen sonst bekam er angstzustände
zunächst begann es mit dem paarreim doch
dabei verblieb es nicht nach ein paar tagen
begann der drang umfassend zuzuschlagen
nur jambische quartette halfen noch
er war dann eine ganze zeit stabil
doch dann nach vierzehn wochen kam die wende
zum schlechten und er legte sich ins bett
quartette waren ihm jetzt zu labil
er brauchte nun sterile versverbände
es wirkte nichts mehr nur noch das sonett
review von: Raphaela Edelbauer
Finde es sehr lustig, dass du den Text selbst zum Krankheitszeichen gemacht hast. Zum Sonett selbst ist nicht viel zu sagen, das hast du einfach gekonnt gemacht. Wenn du deinen krativen Muskel stärken willst, könntest du überlegen, ob du dir andere (vielleicht Prosaminiaturen) denken könntest, in denen andere „Krankheiten“ nach diesem Prinzip geschildert werden. (z.B. Narkolepsie, und dann reißt der Text ganz plötzlich ab – du weißt, was ich meine.)
die erkrankten entwickeln eine abneigung gegen gegenwartsphänomene (uneasiness of presence), z.b. gegen anglizismen (ebenfalls verbreitetets symptom: abng. gegen abkürzungen und gegen gendern ). sie entwickeln vorlieben für historische kulturgüter und weiland gebräuchliche umgangsformen (kratzfuß, handkuss, stoffservietten) sie gestalten ihr umfeld dergestalt, dass sie sich wähnen, in einer anderen zeit sei alles zuträglicher gewesen und die itzige zeit ein jammerthal. auch die minne sei davon nicht ausgschlôsen. die gûldene zît verflôswn und dahîn.
so in etwa?