beitrag von: SofieMorin
2. Schwangerschaft
Von allen Krankheiten, die wir uns erfunden haben, ist die Schwangerschaft die machtvollste. Im Geäder des Ordnungswahns geht sie unter, im Morast der Zuschreibungen ertränkt. Die "Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme" listet Umstände wie diesen auf: Z34: Überwachung bei normaler Schwangerschaft. Mutter wird der Oberbegriff für Frau, ihr Zustand die Gestation. Ein Faltenwurf in der Herrschsucht der Listen rückt dem Körper als weiblich zuleibe. Lässt nichts an seiner Freiheitsliebe unbeschadet. Viel schneller als irgendwas entgleist vorgeburtlich das Leben, kreist überwacht nah am Krankhaften. Und die Medizin will Hebammen entbehrlich. Die schwangere Frau hat einen öffentlichen Körper. Alle wissen etwas dazu. Als sei diesem Körper einzuschreiben, was das Dafürhalten verlangt. Es gibt viel zu sagen. Über Bäuche und Räume, die sie einnehmen. Über das Leben und wie es einzurahmen sei. In den Körper einer Frau, die ich sein könnte.
review von: Raphaela Edelbauer
Hellow! Also: Ich mag die Sprache, ich mag das Assoziative, das vorneweg. Meinem Empfinden nach könnte man vielleicht spezifizieren, dass es ja eigentlich gar nicht um die Schwangerschaft geht, sondern um die damit einhergehenden gesellschaftlichen Probleme. Das ist ja dann auch, was du beschreibst. Vielleicht könnte man das gleich anfangs auch so benennen? Oder meinst du wirklich Schwangerschaft als Krankheit?