beitrag von: alterlaa
iatrophobie - Version 2
mir geht’s nicht gut. meine hände erreichen meine knie nicht mehr. mein auge sieht nur nach links, mein mund kann keine vokale mehr außer o.
ein arzt studiert meinen ganzkörperknochenszintigraphiebefund.
gerunzeltes ärztegestirn. biopsie angeraten.
mein schädel wird rasiert und lokal anästhesiert.
der anästhesist schlägt mir mit der faust ins gesicht. spüren sie das?
non!
mein bewusstsein schwebt über dem op tisch und beobachtet, wie ein chirurg meinen kopf vom rumpf trennt. ein bildschirm zeigt das röntgenbild meines gehirns. Ich sehe wolkenkreisel und ein krummes männchen mitten in meinem kopf, das winkt.
der chirurg sagt: bohrer bitte, und ich falle in dunkelheit.
Langsames erwachen aus amnesischem schlamm.
Ich schlafe viel, um nicht zu hören, wie das männchen von innen an meine schädeldecke klopft.
nach einer woche werde ich aus dem spital entlassen. meine neue 24 stunden hilfe holt mich ab. es ist das männchen aus meinem kopf. es grinst mit spitzen zähnen: wir beide schaffen das!
review von: Raphaela Edelbauer
Hey, super. Cool, dass du eine zweite Version geschrieben hast, und dabei mit meinen Anmerkungen etwas anfangen konntest. Ich finde es jetzt viel stimmiger.
Der einzige Satz, den ich wegen der Kohärenz einer Erzählstimme umschreiben würde ist: Ich schlafe viel, um nicht zu hören, wie das männchen von innen an meine schädeldecke klopft.
Eher: Wenn ich wach bin, höre ich das Männchen von innen an meine Schädeldecke klopfen, deswegen...
