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kritik der tiere

beitrag von: SilkeScheffel

von Spinnen und Brummern

alles vernetzt
mit klebrigen Fäden
und elastischen Schnüren
unbemerkt in glitzernder Falle
hängen geblieben
die dicken Brummer
von der Wand
und aus den Ecken
die sich mit übergroßem Egoismus
nicht verstecken wollen
um jeden noch so kleinen
Tropfen Vorteil in sich aufzunehmen
recken sie den schillernden Hinterleib
glatt poliert von kurzen Beinen
vor und hinter unseren Scheiben
angelockt vom Duft und vom Gestank
gleichermaßen verzückt und entrückt
kreisen sie ganz selbstverliebt
um das 
was schnelle Befriedigung verspricht
und werden dabei längst geführt 
an den silbernen Leinen der Spinnen
die sie tanzen lassen
bis der Appetit 
sie aussortiert

review von: martin fritz

ich mag die bewegung des textes, den wechsel zwischen den perspektiven der spinnen, dann der brummer und dann wieder der spinnen, die vom handeln der brummer profitieren. trotzdem frage ich mich: könnte es dem text vielleicht dennoch gut tun, deutlicher einen standpunkt einzunehmen, zu kennzeichnen, was gewissermaßen die stimme des textes vom handeln der tiere hält? ist eigentlich sich nicht verstecken wollen, ist verzückt und entrückt sein, ist das selbstverliebt kreisen um das, was schnelle befriedigung verspricht, ist das alles eigentlich negativ? und wenn ja, warum? oder geht es gerade darum, sich dieser wertung zu enthalten? wie wäre das dann noch deutlicher transportierbar? und ein kleines detail nur: die sehr kurze zeile "um das" wirkt auf mich wie ein kleine pause, nimmt geschwindigkeit raus, bevor der text seine wendung am ende erreicht, aber tut sie das nicht gerade ein kleines bisschen zu früh? wäre da ein anderer zeilenumbruch, eine andere formulierung denkbar?

wäre die spinnen und brummer ein anemonenfisch, sie wären der australische anemonenfisch.
Silke Scheffel sagt
21.04.2022 15:29
Danke für das feedback, Perspektive war tatsächlich etwas unklar, ich versuchte Überarbeitung : )