beitrag von: samya
nur einmal.
ich sehe heute noch meinen vater seinen schlapfen ausziehen
und ihn zuschlagen. erschrocken über seine heftigkeit, sprang ich auf den stuhl. es war schon längst nach mitternacht. wir sassen um den tisch und spielten scrabble. ich sah das tier nicht und erwartete es auch nicht. meine stiefmutter sagte trocken und beinahe kalt: 'papa ist immer auf der hut. er schützt uns vor dem stich. du weisst, einer ist genug. schau dir mal den stachel an. er kann tödlich sein. onkel mahmood ist daran gestorben. während ich mir das erschlagene tier genau anschaute, hielt meine kleine schwester eine ansprache. 'ihr wisst schon, dass in den tieren unsere ahnen leben. es kann sein, dass du gerade wieder einmal oma erschlagen hast. der dalai lama sagt ...' nicht schon wieder, dachte ich und schob mir ein grosses stück wassermelone in den mund und entsorgte das totgeschlagene wesen, nicht ohne zu staunen, wie schön es selbst im tod noch war.
review von: martin fritz
ich weiß natürlich nicht, ob es grundsätzlich so ist, aber in diesem fall hat das beim "wüstenzuhause" vorgeschlagene meiner meinung nach wirklich sehr gut funktioniert: ganz ohne den namen "skorpion" auszusprechen, wird dieses tier hier sehr präsent, auch und gerade weil es gleich zu beginn des textes stirbt. und auch die anderen, scrabble-spielenden tiere werden in der sehr kurzen szene gleich sehr plastisch - da kann ich nur staunen, wie effizient der text gearbeitet ist. und gleich wünsche ich mir, mehr zu erfahren vom leben dieser tiere bevor der text hier einsetzt; und natürlich weiß ich nicht, ob das den text dann besser machen würde oder ob diesen wunsch zu erzeugen gerade der effekt ist, den der text haben soll?
wenn der text ein anemonenfisch wäre, wäre er ein schwarzflossen-anemonenfisch.