beitrag von: coolempress
du, spinnenläufer
läufst wie eine Spinne
es ist kalt draußen
sage ich, die dich
da ausgesetzt hat
und nur, weil du
so hässlich bist,
du da mit deinen
langen dünnen Beinen,
läufst wie eine Spinne
review von: martin fritz
dieser beitrag ist, wie ich finde, ein sehr schönes beispiel dafür, wie konzentriert ein text sein kann um dennoch (oder gerade deshalb) die aufgabenstellung unserer klasse zu erfüllen. faszinierend, wie die interaktion zwischen dem "ich" und dem spinnenläufer in so wenigen zeilen so aussagekräftig eingefangen ist, wie die symmetrie des textes den spinnenläufer evoziert. und auch wenn es nicht da steht, will mir scheinen, dass die ich-erzählerin ein wenig zweifelt über ihre eigene einschätzung, der spinnenläufer sei "hässlich", darüber, deswegen das wärmeliebende tier im kalten draußen auszusetzen. was ich mich frage: lese ich diesen zweifel hinein, weil ich ihn hören will, oder ist er irgendwo im text vorhanden ohne ausgesprochen zu sein? und: würde der text gewinnen, wenn das noch deutlicher würde, oder im gegenteil verlieren?
wäre der spinnenläufer-text ein anemonenfisch, er wäre ein weißrücken-anemonenfisch.