beitrag von: beatekniescheck
fünf fledermäuse
fünf fledermäuse
im hof meines herzens
wǔ fú die stille sie bricht
pipistrellus
die nisten im haar
ihr blut es tränkt mein gesicht
nyctalus
im schein der laterne
zu sehen als jüngstes gericht
myotis
ein ruf in der ferne
ein klang als wär's ein gedicht
bist du es
die schreit nach der rettung
bin ich es
die giert nach dem licht
das flattern im hof meines herzens
wǔ fú es hat gewicht
review von: martin fritz
oh, microchiroptera! wie es mich freut, dass wir endlich einen text zu ihnen bekommen, und dann gleich so einen rätselhaft schönen. wǔ fú ist pinyin und bedeutet "fünf fledermäuse", oder? zumindest sagen mir das suchmaschinen; fast noch schöner war's, als es für mich einfach nur graphisches symbol und geratener laut war ohne eine mir bekannte bedeutung (überhaupt natürlich ein riesiger quell lyrischer arbeit, der hier angetippt wird: das mischen verschiedener sprachen und schriftsysteme). und das passt auch zu den drei namentlich genannten der fünf - wie klug, dass so zwei mit keinem namen genannt werden, in diesem text, in dem es auch um schall und licht (das seinerseits über den reim mit dem klang/schall verbunden ist) geht, und wie viel besser die hier verwendeten namen sind als zwergfledermaus, abendsegler, mausohr. wie nachvollziehbar ist, dass diese tiere im herzen des lyrischen ichs sich befinden. fast erscheint es mir da kleinlich und unpassend, noch mehr über diese tiere erfahren zu wollen, noch mehr gründe zu erfahren, wie sie dorthin gekommen sind, ist das geheimnis dieses text doch vielleicht, dazu einfach nicht mehr verraten zu wollen oder können?
wären die fünf fledermäuse ein anemonenfisch, wären sie ein goldschwanz-anemonenfisch.
und fledermäuse sind ja auch sehr rätselhaft. sie passen insofern zu dieser (für mich) rätselhaften sprache und diesem kulturkreis, der den fledermäusen ja - im gegensatz zu unserem kulturkreis - fast nur gutes nachsagt. für mich ist das schlüssig, ich mag fledermäuse.