beitrag von: trivialpoet
Mut zur Mücke / Versuch einer Lobpreisung
I.
Surrend Punkte
Wolkenflirr
Nebelwirr
tanzt auf Gräßerflamm heran
filigran
zittert einen Vorhang
vor das fallend Licht
der dann,
wenn er aufgetan
so sacht
den Weg
eröffnet
in die
Nacht
II.
zitternder Insektenflaum
lebend Wedel
wie ein wehend Sirrensaum
um die roten Abendstunden
fächelt Summen
müden Sommerwiesen
zu
III. epilog (naiv)
nervig sein und zu nichts nütze,
kinderstube in der pfütze?
vogelhunger sie betäuben
blütenfelder sie bestäuben
larven filtern trübe wasser
aus
dem gebührt mit recht
applaus
review von: martin fritz
sie haben meinen wunsch nach dem lob der mücke gleich verwirklicht, wie schön! ich mag sehr, wie der titel schon eine falsche fährte in den text setzt (ich habe beim ersten lesen natürlich immer überall lücken erwartet), wie die reime tanzen wie eben mücken, und wie die noch eher allgemein abstrakten teile I und II und der eher diskursiv-argumentative teil III sich ergänzen. das ist sicher ein knackpunkt des textes, dass eben I und II einerseits und III andererseits so stark konstrastieren, was mit dem (ich lese es als fast sich selbst entschuldigen wollenden) "epilog (naiv)" auch gleich mitthematisiert wird. ich frage mich, ob es diese markierung überhaupt braucht, oder ob der text auch darauf vertrauen könnte, auch ohne diese meta-bemerkung zu tragen? eine andere frage wäre, ob gewissermaßen die austarierung zwischen den teilen schon fein genug ist, oder ob hier noch gefeilt werden könnte? und vermutlich ist es nur ein tippfehler, oder übersehe ich beim "Gräßerflamm" gerade etwas und es könnte auch "Gräserflamm" sein?
wäre der mut zur mücke ein anemonenfisch, wäre er ein malediven-anemonenfisch.
- und „gräserflamm“, natürlich
vielen dank für die hinweise