beitrag von: SilkeScheffel
unter uns die Silberfische
Teppichfransenfraß
nur eine der Vorlieben
dieser zweifelhaften Art
die nur betritt
was nicht vom Licht gerahmt
umfassend unter uns übrig bleibt
undeutlich die Hohlräume
denen sie absichtsvoll entströmen
auf der Suche nach Zerfall
schwimmen ihren Silberkörper durch den Schmutz
evolutionsresistent
die Tiere des Besitzers
der Schreck geschäumt
den Raum verlässt
wohl hoffend
er bliebe kurz allein
review von: martin fritz
dass der text schon im titel die silberfischchen ihres diminuitivs entledigt, finde ich natürlich uneingeschränkt gut. ich kann auch sonst fast nur schwärmen über diesen text über diese zweifelhafte art und ihr absichtsvolles entströmen (beides wendungen, die ich intuitiv sofort zu verstehen glaube und am liebsten gleich in meinen aktiven wortschatz übernehmen will). sehr gut auch, wie der "besitzer" im letzten drittel unvermittelt im genitiv auftaucht, ohne dass klar ist, was (oder wen) er hier eigentlich besitzt. und "schreck geschäumt" ist er auch noch! eine stelle aber gibt es, über die ich stolpere, die zeile "schwimmen ihren Silberkörper durch den Schmutz". dabei ist es doch gerade eine der superpowers von silberfischen, dass sie auch in abwesenheit von schmutz (wobei natürlich auch erst zu klären wäre, wer was als schmutz betrachtet) ihr auslangen finden. jedenfalls: irgendwie schränkt das wort sie also hier für mein gefühl zu sehr ein oder stellt sie in die falsche umgebung. aber vielleicht ist das auch kleinliches bekritteln eines details, anlässlich dessen der text dann zurecht sich wünschen kann, er bliebe kurz allein.
wären die silberfische ein anemonenfisch, sie wären ein chagos-anemonenfisch.