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kritik der tiere

beitrag von: JoernB

Kritik der Krähe

Schöne Krähe 
Schwarzes Geheimnis
Ich bewundere dich!

Doch das Schwarz der Nacht
kümmert es dich?

Das tiefe Schwarz der Abgründe
ängstigt es dich?

Schöne Krähe
Dein schwarzes Geheimnis
Wunderst es dich?

review von: martin fritz

natürlich freue ich mich, hier verwirklicht zu sehen, was bei vielen anderen texten der klasse schon angeregt habe: die perspektive zu wechseln von der menschlichen auf jene der nicht-menschlichen tiere, und sei es - wie hier - im modus der frage(n) und vermutungen. ich zweifle ja auch, wie es hier ebenfalls hinterfragt wird, ob die menschlichen zuschreibungen und wertungen und begriffe (wie hier jene rund ums schwarz) für viele nicht-menschlichen tiere überhaupt relevant oder jedenfalls anders relevant sind. nur ein tippfehler: "Wunderst" soll wohl "Wundert" sein? ansonsten ist der sehr kurze text, wie er ist, auch formal schlüssig und abgeschlossen, dennoch frage ich mich: ließe sich der grundgedanke vielleicht dennoch auch noch mit weiteren zuschreibungen/beschreibungen von krähen durchspielen, z.b. mit den (als unheimlich empfundenen) lauten, die sie von sich geben, ihrer flugweise etc. (ev. nach dem selben zeilenschema 3-2-2-3, und den wiederholungen/variationen in der 1. und 4. strophe)?

wäre die kritik der krähe ein anemonenfisch, wäre sie clarks anemonenfisch.
Jörn Budesheim sagt
29.04.2022 13:19
Danke!

Die Sache mit dem Perspektivwechsel und inwiefern überhaupt gelingen kann ist bestimmt sehr wichtig. Vielleicht als Wechselspiel aus Nähe und Fremdheit. Ich hatte hier eigentlich noch mehr vor, herauszuarbeiten, dass die Krähe vermutlich ein ganz anderes Verhältnis zur "Nacht" hat als ich selbst, sie kennt vermutlich nicht das Gefühl der "metaphysischen Heimatlosigkeit", der Abgründigkeit des Seins, was Menschen manchmal beschleicht :) aber ich wollte auch nicht zu dunkel werden ...
martin fritz sagt
29.04.2022 13:54
verstehe, das ist natürlich ein spannender punkt, der sicher auch noch weiter ausgearbeitet werden könnte. und keine sorge, ein wenig mehr dunkel verträgt der text und die klasse leicht...

(martin fritz)