beitrag von: MaschaBe
Sunny B.
Ich betrete den Raum. Ich springe zu dir aufs Sofa. Ich latsche lazy über dich hinweg und trete dabei ordentlich auf deine Brust. Ich schmeichle dir. Ich nage an deinem Finger. Ich krieche dir ins Gesicht. Ich liebe dich nicht, ich habe Hunger! Deine Ignoranz kotzt mich an. Wie du hier liegst und deinen Hintern nicht hochbekommst. Obwohl ich ein ganzes Arsenal an Liebenswürdigkeiten auffahre. Überhaupt, die Qualität des Futters lässt in letzter Zeit sehr zu wünschen übrig. Falls es dich interessiert. Ich meine ja nur. War schon mal besser. Hieß Sheba, glaube ich. Dein Felix kannst du selber fressen. Ich sags ja nur. Ich meine es nicht böse. Sieh nur mein süßes Gesicht. Wie ich gähne. Und die Augen kneife. Ich weiß, dass du mich liebst. Ich liebe dich nicht, wie ich schon sagte aber das tut hier nichts zur Sache. Wenn ich draußen über die Wiese laufe, denke ich mit dem Arsch nicht an dich. Nur, wenn die Mäuse nicht aus ihren Löchern kommen wollen und mein Magen knurrt, fällt mir wieder ein, dass es anderswo noch eine sichere Futterquelle gibt. Die dreckige Katzenklappe widert mich an aber was soll ich tun? Die Tür machst du mir ja nicht auf! Der Nachbarskater hat auch gesagt, dass ich zu bedauern sei. Einfach die falsche Familie. Aber so geht es ja vielen. ich will nicht hadern. Dreimal am Tag fütterst du mich und abends bekomme ich noch ein Schälchen Milch. Du bürstest mir das lose Fell aus und ich darf auf dem Tisch liegen. Du kraulst mir das Kinn und entfernst die Zecken. Wenn ich vor ein Auto laufe wie letztens, fährst du wie eine Angesengte in die Tierklinik und gibst hunderte Euro aus. Mehr Verständnis kann man nicht erwarten. Also - stehst du jetzt endlich auf und fütterst mich oder wie lange soll ich dir noch das Ohr abkauen? Übrigens habe ich dir eine tote Maus aufs Kopfkissen gelegt. Ich weiß, du denkst, es wäre ein Geschenk. Ist es nicht. Es ist eine verdammte Unverschämtheit und ich hoffe, du ekelst dich. Also würdest du jetzt bitte…!!!
review von: martin fritz
absolut glaubhaft wirkt dieser innere monolog von katze*kater sunny b. auf mich - ich denke auch, dass das so in etwa ist, was diesen tieren durch den kopf geht, wenn sie mit uns interagieren. und ich freue mich über einen weiteren text, der die perspektive eines nicht-menschlichen tiers einnimmt. was mir aufgefallen ist an details: es gibt zwei beistriche, die ich setzen würde: "wie ich schon sagte, aber das" sowie "widert mich an, aber was", und einen satz, den ich ebenfalls mit großschreibung beginnen würde: "Ich will nicht hadern" - es sei denn, katzen denken so inkonsequent; zuzutrauen wäre ihnen das ja jederzeit. im rahmen eines inneren monologs ist natürlich eines schwierig: expliziter eine wertung über das denkende tier einzubauen, eine kritik des tiers eben, wie es ja auch ein anliegen dieser klasse ist. ich fürchte aber fast, um das zu ändern, wären so gravierende änderungen nötig, dass es am ende ein völlig anderer text wäre, und das wäre auch wieder schade, dann nicht von sunny b.s überlegungen zu erfahren.
wäre der text ein anomonenfisch, wäre er ein mauritius-anemonenfisch.