beitrag von: samya
i c h b i n n i c h t j o n a s .
du atmest und ich durch dich.
dein echolot ist noch geeicht.
du ziehst mich vorbei an allem.
da sind so viele reste der welt.
müll aus unterschiedlichen epochen.
die see vergisst nichts und nie.
trotzdem ist da zeit
ohne angst und verzweiflung.
alles fliesst neu.
dein gesang bettet mich.
zärtlich komm' ich zur ruhe.
review von: martin fritz
ich lese diesen text - des titels wegen - einerseits als auseinandersetzung mit walen, und wie ich finde, eine schönere als im biblischen ausgangstext, eben weil sie mal wieder weniger anthropozentrisch ist, weil sich auf die wale und ihre umgebung eingelassen wird. andererseits (aber vielleicht assoziiere ich hier zu weit entfernt vom text) erinnert mich der text an die (mir von der hier schon einmal in den kommentaren erwähnten donna haraway her bekannten) biologin lynn margulis und deren beschreibung von mixotricha paradoxa, ein einzelliges tier, von dem ausgehend margulis ihre theorie entfaltet (wenn ich das jetzt gerade richtig im kopf habe), dass leben immer ein (gegenseitiges) sich umschließen ist, weswegen auch die lebewesen so existentiell aufeinander angewiesen sind, genauso, wie es hier angedeutet ist im schlichten: "du atmest und ich durch dich." also wie gesagt, das ist eine ferne assoziation, aber dieser so einfach und doch so komplexe, hermetische text, der mir jetzt auch beim mehrmaligen lesen nicht völlig klar geworden ist (und so etwas mag ich an texten, wie sicher schon deutlich geworden ist, sehr), ladet mich irgendwie dazu ein. und es ist sicher nicht die wichtigste frage an den text, aber auch eine: würde vielleicht zwischen 4. und 5. zeile noch ein absatz passen?
wäre der text ein oktopuss, wäre er eine pazifische rote krake.
Und, pfoa, Lynn Margulis hier getroffen, wie fein, da bin ich jetzt echt froh über die ferne Assoziation!