beitrag von: Maret
s. schwärmt / versuch einer antwort
weißt du, du lockst so schön und einmal mehr wird boden wahr, wo ich noch eben fremde zeiten wiederkäute. du lockst so schön, und schon bin ich die katze, die hinterm ofen hervorsteigt, vom schwelenden schwärmen ganz benommen, die großen fragen in den schnurrhaaren vor sich her tragend, ohne je eine antwort fassen zu können.
auf unserer suche haben wir die großen felder längst in gefräßigen mäulern verstaut, haben die beißwerkzeuge ins fleisch unserer verwandten gehauen und sie uns so zu eigen gemacht. wo sonst ließe sich noch etwas neues finden, wenn nicht am talgigen ende des federkiels einer städtischen taube, wo milben sich mit ihresgleichen tummeln und geheimnisse in gewundenen pfaden unter die wirtshaut fressen?
genetisch gleicht die maus dem menschen fast genau und jede bedeutsame erkenntnis tut weh, besonders im wissen darum, dass das flügelschwirren immer leiser wird, und überschaubarer auch, wenn man so will. naturgemäß ist unser zutun die folge des zwiespalts unserer eigenheiten, weil wir ahnen, dass wir eben nichts besitzen, nicht einmal die eigene haut, was uns trost sein könnte, wären wir nicht immer darauf bedacht, die trennung zu benennen.
sprichst du vom schwärmen, denke ich ans flattern jüngst entpuppter falter, denen man nur ja nie beim schlüpfen helfen darf, weil erst ihr befreiungskampf ein entfalten der flügelweite, und somit das ausschwärmen möglich macht.
das unbenannte betasten fremder felle und federkleider fällt uns als schuppentier von den augen und rührt auch an die eigene existenz. unser getrostes aufgehen ist auch ein eingehen und eine rückkehr, nicht zuletzt.
(und dann, nach einer Mütze voll Schlaf, die Feststellung, grandios an der eigentlichen Aufgabe vorbeigeflattert zu sein :)
review von: martin fritz
langsam wird es ja zur tradition in der klasse, dass hier texte aufeinander reagieren, und das begrüße ich natürlich. und die schwarm-texte und insbesondere "schwärmen für s." laden zu einer solchen fortschreibung ja auch tatsächlich besonders ein, schon von inhaltlichen her, aber - wie ich denke - schon auch von ihrer jeweiligen machart her. und dieser text ist da erfreulicherweise nicht anders. ich will beginnen mit der bemerkung in klammern: ich finde, es darf texten grundsätzlich passieren, woandershin zu flattern als geplant. und dann wäre da noch die frage, welche aufgabe eigentlich gemeint ist: die der klasse oder die selbst gestellte aufgabe, ans schwärmen anzuschließen? ich bin bei beidem nicht sicher, ob der text da wirklich so daneben liegt, oder falls ja, ob nicht das vorbeiflattern doch die eigentlich richtige herangehensweise ist. mich freut besonders an dem text, dass er so viele themen und tiere der klasse revue passieren lässt, dass er so angenehm seine mitte findet zwischen dem ganz konkreten und größeren, abstrakten zusammenhängen. dass er dann das "aufgehen" vom anderen schwärmen-text aufnimmt, zeigt mir, dass ich da nicht ganz daneben gelesen habe (oder wir es immerhin beide auf ähnliche weise getan haben). was könnte ich da noch groß oder klein bekritteln?
wäre der text ein oktopuss, wäre er ein octopus fontanianus.
schön hier!