beitrag von: Maret
wildbiene, die
wildbiene, die
lässliche bestäuberin und honigtaugenichts. nistet sich in balkontischlöchern und vergessenen wanddübeln ein, wo sie ihre brut, eingesperrt hinter einer mauer betonierten speisebreis, sich selbst überlässt. ihr emsiges schwirren ist nichts als vorwurfsvolle demonstration des mangels an hinreichend artgerechten nistplätzen, und verfolgt einzig den zweck, alle anwesenden mit schuldgefühlen zu belasten.
review von: martin fritz
eine gute schuldumkehr ist es, die hier wildbienen dafür verantwortlich macht, berechtigte schuldgefühle in den anderen hervorzurufen (wir haben das ja bereits anlässlich von anderen texte diskutiert). eine weitere gut gemacht nuance ist es, wie der titel, der an ein nachschlagewerk denken lässt, objektivität oder besser gesagt neutralität suggeriert, wodurch die kritik dann umso schärfer entwickelt wird. und der ganze text geht erstaunlicherweise jetzt eher gegen ende der klasse in die richtung, die mir selbst als erstes eingefallen wäre, bzw. die mir am ehesten vorgeschwebt ist beim schreiben der beschreibung der klasse, der aufgabenstellung. und das wort "lässlich" habe ich ins herz geschlossen seit mein betreuer meiner diplomarbeit lässliche sünden attestiert hat - hier passt es auch sehr schön, wie überhaupt kein wort am falschen platz scheint in diesem text. natürlich frage ich mich aber trotzdem bei ihm auch, ob er sich nicht ausbauen ließe zu einem ganzen sündenregister der wildbienen.
wäre die wildbiene ein oktopuss, wäre sie eine japanische zwergkrake.
lässlich habe ich auch von jemandem, dessen vorbild mir ein großes ist. jedes mal eine kleine verneigung, wenn ich es wo hinschreibe…