beitrag von: mschwaerzler
aber
Magst noch einen Kaffee?
Nein, muss dann langsam los. Hab heute noch von 16 bis 19 Uhr Termine und die nächste Woche ist auch schon randvoll. Aber war gut bei dir.
Du weißt, dass du dieses Service rund um die Uhr haben könntest. Zum Frühstück eine Prise Gelassenheit im vorzüglich bereiteten Kaffee. Untertags gute Schwingungen bis an die Bürotür. Abends angstfreie Begegnungen im geschützten Raum eines geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmers.
Dein schweres Männerleben würde federleicht und Aufträge dir nur so zufliegen. Wie man weiß, werden Glückliche bei Auftragsvergabe besonders berücksichtigt.
Du weißt, ich liebe dich nicht.
Natürlich nicht. Darauf haben wir uns doch schon vor Ewigkeiten geeinigt.
Aber du sollst mir nicht damit kommen, nicht mehr.
Das war die Zauberformel meiner Tanzschulzeit. Man verkündete, dass man nicht verliebt war und der andere ließ von einem ab. Der Satz funktionierte wie ein Peitschenschlag. Faszinierend zu sehen, was die Liebe alles konnte. Man schaute sich das an und stellte es dann ab, beobachtete, wie der andere unter diesem Spruch einging und sich dann schlich.
Leider. Bedauernder Blick.
Den bedauernden Blick erspare ich mir, aber ich will ehrlich sein.
Sag einfach, du musst arbeiten.
Und das wird funktionieren?
Sicher.
Also dann in zwei Wochen. Erschöpft und ausgepowert wie immer, nehme ich an?
Ja, höchstwahrscheinlich.
Ich verspreche, dass ich dich bis dahin vergessen habe.
Werde Champagner mitbringen.
review von: ferdinand schmalz
Warum fügt sie sich ihm so? Wenn sie sich ihm anpreist, was er alles an ihr haben könnte, hat das schon etwas selbst herabwürdigendes, wenn sie sich fast als eine Art glücksverheißender Service verkauft. Warum macht sie das? Warum läuft sie diesem Mann so nach? Gibt es einen Ausweg aus diesem Abhängigkeitsverhältnis? Einen Emanzipatorischen Lichtblick? Jetzt liest es sich sehr resignativ. Das ist halt so, dass er erschöpft zu ihr kommt, um sich aufpäppeln zu lassen. Wo werden die Umstände unerträglich?
