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sie hat gesagt, dass er gesagt hat, dass sie gesagt hätte ...

beitrag von: chzureich

stopfen

Kind: 	Aber Omi, warum ziehst mich hinter den Busch?
Alte:	Wir warten auf Großvater!
Kind: 	Der liegt doch im Klinikum, Loch im Herz!
Alte: 	Loch. Im Herz. Hat Mutti erzählt? 
Kind (springt auf):	
        Aua! 
Alte: 	Was?
Kind:	Stachelbeerzweig! Loch im Strumpf.
Alte: 	Schhht! Er wollt mit dem 12 Uhr Bus kommen!
Kind (flüstert): 
        Mutti schimpft, wenn Kleidung zerreiß!
Alte: 	Ich stopf die dir Strümpf. Die beste Kunststopferin am Ort wird’s doch wohl auch für die eigene 
        Familie schaffen.
Kind (lautlos): 
        Schritte!
Die Alte presst die Hände vor den Mund.
Kind: 	Sagen wir nichts?

Ein Alter biegt durchs Gartentor, schlurft zum Haus, sperrt auf. Man hört die Holzstiegen.

Kind (heiser): 
        Warum ist er gekommen? 
Alte (wirft die Hände zur Seite): 	
        Ach, weil er Federvieh ist! Gockel! Pfau! 

Rumpeln von oben. Sie schweigen, bis der Alte wieder vor die Tür getreten ist, Mantel überm Arm. Er stellt seine lederne Tasche vor sich, klopft den Paletot ab, im Begriff hinein zu schlupfen.

Kind (flüstert): 
        Macht er sich fein fürs Krankenhaus?
Alte: 	Für die neue Frau.
Kind (nach paar Sekunden Schweigen): 
        Stopft die jetzt seine Löcher?

Der Alte schiebt eine Hand in den Ärmel. Schiebt. Stockt. Stutzt. Dann reißt er die lederne Tasche auf, schüttelt ein Jackett hinaus, zwei Hosen, Hemden, inspiziert jedes Stück. Stampfen, Ratschen. Stofffetzen fliegen zu Boden.

Alte (nimmt die Kinderhand in ihre): Muss sie nicht. Ich hab mich um alles gekümmert. Loch für Loch.

review von: ferdinand schmalz

Schön gemacht mit dem Kind, das in die ganze Sache mitreingeszogen wird, wie wir als Publikum, dem man alles mal erklären muss. Was die Alte wenn auch wiederwillig macht. Das Löcherstopfen ist zwar ein bissl veraltete Praktik, darüber aber den Beziehungskrieg zu verhandeln find ich spannend und passt ja auch zu dieser älteren Generation. Ich frage mich nur ob man nicht doch auch die feministische Fragen dahinter thematisieren sollte. Wird es als gegeben hingenommen, dass sie die Löcher stopfen muss? Bleibt die Hausarbeit an ihr hängen? Sie ist es auch die sich in dieser Szene um den Nachwuchs kümmert. Wie könnte man diese Thematik noch geschickt in die Geschichte einfädeln, einnähen, einstricken...
Ich finde den Streich den die Beiden dem Großvater spielen lustig, hab mich zum Schluss aber gefragt ob es nicht noch eine direkte Konfrontation braucht. Ist es nicht ein bisschen passiv, dass sie da im Gebüsch hocken bleiben? Stärker wäre vielleicht wenn sie ihn dann noch zur Rede stellen.
Christine Zureich sagt
28.11.2022 15:28
Oh, super, ja da mach ich weiter, bisschen direktere Aggression ;-) Die Oma ist übrigens meine Oma, die gemeinsam mit meiner Cousine genau so vorm Haus gehockt haben soll, als er seine Sachen holen kam. Insofern stimmt das dated Gefühl genau.
Jan Hendrik Ruebel sagt
29.11.2022 00:24
ich finde das mit dem stopfen total schön. erstens weil meine Oma auch immer alles gestopft hat und zweitens weil diese art der Fürsorge sich dann in rache verwandelt, die erwünschten Löcher dann eben zu sind, kein Schlupfloch mehr, kein entkommen sozusagen
Christine Zureich sagt
29.11.2022 17:55
danke, Stefanie, ja, so ists kein Schlupfloch mehr...das ist mir so schön selber gar nicht eingefallen