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sie hat gesagt, dass er gesagt hat, dass sie gesagt hätte ...

beitrag von: kathi

moving point of view

Zwei gehen auf einer sich drehenden Bühne, ins Gespräch vertieft.

‚..springende Punkt.‘

‚Hast Du Dr. Lordt drauf angesprochen?‘

‚Der richtige Zeitpunkt hat sich nicht ergeben. Und ich warte auf das Okay von Tom.‘

‚Wozu?‘

‚Er muss mir bestätigen, dass die Gleichung aufzulösen ist. Damit die Theorie hält, vorläufig. Brauche noch die eine Konstante. Mehr nicht. Er rechnet mit dem Gomri eine Leiste durch - das dauert maximal 3 Tage.‘

‚Die Zeit haben wir nicht, Sue!‘ der Mann beschleunigt seine Schritte, rennt ihr ans hintere Ende der Bühne davon. Sichtlich genervt. 

Sie geht weiter, unbeirrt. Redet mit sich. Man versteht murmeln. 

Da läutet ihr Handy, sie holt es aus der Jackentasche und hebt ab.

‚Alles okay, Tom? 
Was? Code Omega? Ha! Heute ist nicht April, mein Schatz! So einfach kriegst du mich nicht dran. Nice try.‘

Schritte von hinten, der Mann rennt nach vorne zu ihr, die jetzt erschrockener dem Telefon zuhört. 

‚Sie kommen!‘ der Mann rüttelt an dem Ärmel des Armes, der nicht das Telefon zum Ohr hält.

‚Tom, sie kommen. Code Omega? Shit.‘

‚Los!‘

Sie nimmt ihr Telefon, tippt eine Nummer ein, hektisch. Schwere Schritte nähern sich. Hält das Handy zum Ohr. Der Mann sieht sie an. Sie schüttelt den Kopf.

‚Dr Lordt hebt nicht ab. Und Tom hat ihn geknackt! Die Gleichung geht auf. Fuck was nun?‘ 

Sie sinkt zu Boden. 


Da betreten zehn Leute mit Blumen und Sektflaschen die Bühne, die angehalten wurde. 

‚Herzlichen Glückwunsch Dr. Berger! Ihr Antrag wurde bewilligt.‘

review von: ferdinand schmalz

Der Text baut mit Mitteln die wir aus dem Genrekino kennen, ziemliche Spannung auf. Es könnte eine Art Spionageplot sein oder ein Wissenschaftsthriller. Am Höhpunkt der Handlung macht der Text aber eine 180grad Drehung obwohl die Drehbühne stehenbleibt. Die Auflösung ist dabei relativ profan. Obwohl ich den Kontrast zum Rest der Szene spannend finde bleibt ein bisschen eine Enttäuschung, weil die Erwartungen so hochgeschraubt sind. Vielleicht müsste sich in die Profanität der Auflösung noch etwas absurdes mischen. Vielleicht müsste sie doch auch ein zwei Sätze länger sein. Vielleicht einfach nochmal probieren, was das Ende noch hergeben könnte.
Kathi Peschta sagt
01.12.2022 18:36
Vielen lieben Dank! Ich war auch sehr unzufrieden, nur dann zu müde, weiterzudenken. Ich lass mir was einfallen!