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sie hat gesagt, dass er gesagt hat, dass sie gesagt hätte ...

beitrag von: beatekniescheck

Schatzi

Mann und Frau daheim. Im Radio spricht eine Expertin mit dem Moderator: „… bis die Leistungsfähigkeit vollkommen abgenommen hat und die Betroffene sich im Zustand der totalen Erschöpfung befindet.“

Sie (müde, zu sich selbst): … im Zustand der totalen Erschöpfung …
Er (dynamisch): Müsste es nicht „ihr Zustand der totalen Erschöpfung“ heißen?
Sie: … ihr? …
Er: Naja, es geht schließlich um eine Betroffene.
Sie: … eine Betroffene …
Er: Ja genau. Eine Frau!
Sie: … eine Frau …
Er: Die 3. Person Singular Dativ ist „Ihr“, im Femininum.
Sie: … im Femininum …
Er: Es muss auf jeden Fall „ihr“ anstelle von „ihm“ heißen, wenn hier von einer Frau die Rede ist.
Sie: … von einer Frau die Rede …
Er:  Es ist schon in Ordnung, das Thema Burnout auch anhand einiger ausgewählter Beispiele von Frauen zu zeigen. Aber dann ist es wichtig, die richtigen Worte zu wählen, alleine schon wegen der Wertschätzung, die das zeigt. Immerhin sprechen wir von der Hälfte der Bevölkerung.
Sie (gähnt, schläft beinahe): … Hälfte der Bevölkerung …
Er (immer euphorischer): Ich meine, im Wesentlichen geht es doch darum, dass Frauen sichtbar werden, auch in der Sprache. Sprache ist kein wertfreies Werkzeug. Das muss man auch einfordern dürfen, dass diese Dinge sichtbar werden. Es geht um Weiblichkeit, ja genau, um die Weiblichkeit der Sprache! Wir müssen endlich dafür sorgen, dass auch im öffentlichen und medialen Diskurs Frauen wieder ihre Stimme bekommen. Gell, das siehst Du auch so. Schatzi. Schatzi? Schatzi!!!

review von: ferdinand schmalz

Ich versteh die Verwechslung von ihm nicht ganz. Mit „ihm“ geht sich der Satz ja gar nicht aus. oder soll der Witz sein dass er einfach überhaupt nicht zu hört?
Ich finde dieses genüssliche demaskieren eines Scheinfeminismus herrlich. Die geheuchelte Solidarität, während man gar nicht darauf achtet ob das Gegenüber überhaupt zuhört. In dem könnte es aber noch zugespitzter sein. Sprachlich vielleicht noch etwas ironischer, auf die Fallstricke einer geheuchelten Unterstützung gehen. Wo versteigert er sich vielleicht in wilde Theorien? Wo zieht er sich selbst den argumentativen Boden unter den Füßen weg?