beitrag von: Zoe77
Konfrontation mit einem Bleistift
ein Bleistiftstrich
ratsch
reissend
krrraaachendes Gebaelk
im Bleistiftstrich!?
Ja!
So genau nimmmst Du das!? (hoehnend)
Ja.
Sollte ich nicht besser was ...
Besser was!?
... was Schönes schreiben?
Nein.
Eher prätentiös bleiben.
gleich reisst das Papier
Warum?
Waaarum NICHT?
damit das sichtbar wird...
Was?
Das es kracht im Gebaelk!?
Neeeeeiiiin! (schreiend)
... in der Verschwiegenheit
oh mein Gott (hilflos)
Ich krache gleich mit diesem Bleistiftstrich zusammen
review von: ferdinand schmalz
Ich mag an dem Text die simple Materialität, dass es sich um Papier, Bleistift und eine etwas altertümliche Formulierung, „es kracht im Gebälk“ dreht. Trotzdem lotet der Text den metaphorischen Raum aus, den diese Begriffe aufmachen. Ständig hat man das Gefühl, dass da etwas im Busch ist um mal eine andere Metapher anzureißen. Bis das Papier reißt und den Blick freigibt, ja aber auf was. In einer Zeit wie der heutigen, in der es wirklich ohrenbetäubend kracht im Gebälk der Gesellschaft, könnte der Text auf die Schwierigkeiten anspielen, sich als Autor*in an einem weißen Blatt Papier abzuarbeiten, während draußen grad die Welt zusammenbricht. Dafür dreht sich der Dialog aber noch etwas zu sehr um sich selbst um auf größere Konzepte hinter den Metaphern zu verweisen. Ich finde da täte es gut die eine oder andere Schleife die der Dialog macht rauszunehmen. Und dafür nochmal reingehen in die tieferen Bedeutungsebenen die sich bei den Metaphernfeldern Papier, Bleistift und Gebälk auftun. Ich les da immer gern auch nochmal im Grimmschen Wörterbuch nach, um auf verschütt gegangene ältere Bedeutungen zu kommen, die eine/n dann immer wieder auf neue Spuren bringen.