beitrag von: kquartz
angekommen im paradies
Wer erst einmal ein paar Meter im Paradies macht, wird relativ schnell enttäuscht.
»Und was ist mit denen dahinten?« fragte ich den Mönchsittich, der mir seit Anbeginn der Zeit zu erklären versuchte, was so üblich ist im Paradies.
»Das sind Leute, die auf Rolltreppen, die nicht gehen, gehen.«
»Ist das nicht ein wenig anstrengend für das Paradies?«
»Würde man meinen. Aber meistens gehen die ja auch. Und falls sie mal nicht gehen: man gewöhnt sich relativ schnell dran.«
»Was ist mit dem da?«
»Der wartet auf den 8 Uhr Bus.«
»Es gibt Zeit im Paradies?«
»Wieso sollte es keine Zeit geben? Wenn jemand Zeit braucht...Kann aber natürlich manchmal ein wenig dauern.«
»Brauch ich für den Bus ein Ticket?«
»Nur bei bestimmten Bussen. Ist in den meisten Fällen aber nicht notwendig.«
»Sollte im Paradies nicht aber eigentlich alles perfekt sein? Also wirklich ALLES?«
»Ist es ja auch. Im Normalfall zumindest.«
»Aber wieso dann die ganzen Ausnahmen?«
»Die Leute hängen nunmal auch an ihren Ausnahmen. Und an ihrer Fortbewegung.«
»Aber wieso sollte ich überhaupt den 8 Uhr Bus nehmen wollen? Oder auf Rolltreppen, die nicht gehen, gehen? Hier und jetzt, wo ich gerade stehe, sollte es doch perfekt sein!«
Die Krallen des Mönchsittichs lösten sich gegen meinen Willen von meiner Schulter und ich sah ihn nur noch kurz wegflattern. Da kommt der Bus. Auf den Rolltreppen liefen die Leute nun in die entgegengesetzte Richtung.
Wer erst einmal ein paar Meter im Paradies macht, wird relativ schnell enttäuscht.
review von: ferdinand schmalz
„Trouble in Paradiese“, obwohl wer hat hier eigentlich Trouble? Ein bissl Enttäuschung über den schäbigen Zustand des Paradieses aber sonst ist die Fallhöhe hier an diesem Mythischen Ort nicht allzu groß. Es bleibt alles sehr im Beschreibenden. Was könnte in diesem heruntergekommenen Paradies noch passieren? Was könnten wir noch über die Erzählfigur erfahren? Warum ist sie im Paradies? Die Idee, dass das Paradies für jede/n eben ist was er/sie für paradiesisch halten, finde ich spannend. Aber ich finde das ließe sich noch gut auf die Spitze treiben, vielleicht ein Dialog mit jemandem, die/der in einem Riesen gabelbissen steckt und es einfach nur paradiesisch findet. Mit der Wiederholung des Anfangssatzes hat es halt etwas sehr resignatives. Ich mein vielleicht ist es ja auch wahnsinnig fad im Paradies. Das könnte man nochmal stärker thematisieren. Es gibt ja auch diesen Ausdruck „Paradiesdepression“ wo Leute auf karibischen Inseln, verrückt werden weil immer lässig auch nicht zum aushalten ist. Durch unsere Kulturelle vorprogrammierung möchte man halt wenn’s ums Paradies geht dann schon auch denn Fall sehen. Dass das alles den Bach runter geht. Die Ursünde. Den Garten für immer verschließt. Vielleicht ist aber die absolute Fadesse des Paradieses eh schon die Hölle. Der Sündenfall dem Paradies immer schon inherent.
Für alle die hier noch mitlesen: Danke für die Texte und das Vertrauen! Hat Spaß gemacht zu lesen und zu reviewen. Ich hoff es gab ein paar gute Anstöße. Auf jeden Fall: weiterschreiben, weiterschreiben, weiterschreiben!