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sie hat gesagt, dass er gesagt hat, dass sie gesagt hätte ...

beitrag von: MagSta

eine ganz normale ehe / oder: drama einer jungfrau

Ein luxuriöses Hotelzimmer mit Doppelbett, romantisch beleuchtet, in der Mitte des Raumes ein freistehender Whirlpool, links ein Kamin, das Feuer brennt. Rundherum sind Rosenblätter gestreut. Auf der einen Bettseite eine schlanke blonde Mittdreißigerin in einem weißen spitzenbesetzten Kleid. Auf der anderen Bettseite ein riesengroßes Kruzifix. 

Sie (dreht sich zum Kruzifix, liebevoll): Kannst du es glauben, heute ist schon unser 3. Jahrestag!
Sie (seufzt): Weißt du noch, es war alles so neu, so aufregend…

Jesus (schweigt)

Sie (dreht sich flach auf den Bauch, Blick zum Kruzifix, neckisch): Was für eine große Leidenschaft das war, kannst du dich erinnern, SO (dreht das Gesicht in Richtung Matratze) hab ich mich vor dich hingelegt! 
Sie (lacht, dreht den Kopf wieder zum Kruzifix, mit lüsternem Unterton): Na, das hat dir gefallen, oder?!

Jesus (schweigt)

Sie (dreht sich wieder zum Kruzifix, stellt ein Bein seitlich auf, das Kleid rutscht ihr etwas höher, säuselnd): Du sagst ja gar nichts…

Ein Moment Pause.

Sie (streckt das Bein wieder, streift das Kleid darüber): Was ist denn los?
Sie (etwas kühl): Gefalle ich dir etwa nicht mehr?

Jesus (schweigt)

Sie (beleidigt): Drei Jahre, und schon verlierst du das Interesse?!
Sie (dreht sich weg vom Kruzifix, rückt ganz an den Rand ihrer Bettseite, verschränkt die Arme, halb wütend, halb schluchzend): Na wunderbar, danke für diesen tollen Jahrestag!

Jesus (schweigt)

Vorhang.

review von: ferdinand schmalz

Die erotische Hingabe zu Christi hat lange Tradition, nur dass sie natürlich nicht als solches benannt werden durfte. In der Mittelalterlichen Scholastik gab es mit der Imitatio Christi, eine Reihe von Praktiken, die dem hier dargestellten an Perversion einiges voraus haben. Die Nachvollziehbarmachung der Leiden, die Einfühlung in den Schmerz, die Masochistische Selbstaufgabe. In manchen mittelalterlichen Texten wird auch auf das Schweigen Gottes eingegangen, die perverse Logik dahinter, dass Gott uns durch sein Schweigen seine Liebe offenbart. Gott zeigt uns dort seine größte Nähe wo er uns ganz alleine lässt. Man muss sich das mal in eine echte Liebesbeziehung übersetzt vorstellen, "wenn ich nicht mehr mit dir spreche, weißt du dass ich dich am tiefsten liebe." das hat schon etwas sehr unheimliches finde ich.
Allgemeiner gesprochen finde ich was hier passiert, verglichen mit den Perversionen und Obszönitäten, die uns die christliche Religionsgeschichte zu bieten hat, noch etwas zu soft. Als Anregung vielleicht nicht schlecht (ist schon wieder bissl aus, dass ich es gelesen habe): Jean Genet Der Balkon
Magdalena Stammler sagt
02.03.2023 15:37
oje, das ist einigermaßen schiefgegangen - was ich eigentlich wollte: eine szene, die biederer und flacher kaum sein könnte, eine "wir haben das schon tausendmal in rom-coms gesehen"-szene, etwas oberlächliches und ausgelutschtes, leer- und stehsätze - keine obszönitäten, dafür wär's tatsächlich gar ein bisserl fad geworden - ein absolut klischeehaftes abbild einer beziehung, aber eben zu gott, oder so ähnlich... naja, das werd ich mir wohl nochmal zu gemüte führen, sowie den literaturtipp, danke.