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sie hat gesagt, dass er gesagt hat, dass sie gesagt hätte ...

beitrag von: mcs

sommerkater

Nach einer langen Nacht, aus der man sich irgendwann losgerissen hat, um noch etwas Schlaf zu bekommen, ist nicht gut erholen. Die Erholung hat in ihrer Vorstellung so ausgesehen: Im Garten liegend, unter sengender Juli-Sonne, die die Temperaturen in diesem Jahr auf recht unangenehme 36°C wird steigen lassen, dann also eingekrümmt unter dem Sonnenschirm, mit dem Buch vor dem Gesicht, dann auf dem Bauch, wegdösend und träumend. Von jenen Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Risse im Stoff auf die Lider bahnen, gekitzelt erwachend, die Arme und Beine von sich streckend und den trägen Körper in den Pool gleiten lassend, der mit 31°C nur eine unwesentliche Abkühlung darstellt, aber immerhin besser als nichts.
Die Erholung wollte sich in Wirklichkeit nicht einstellen, es war nämlich so:  Der Erholung statt klopfte ihr Herz wild, möchte den Alkohol aus dem Körper pumpen, in der Bauchmitte hämmert das Gedärm, damit Tryptophan zu Serotonin wird, und kommt doch nicht nach, den Mangel aufzufüllen. Die Sonnenstrahlen stechen durch den Schirm, durch die getönte Brille auf die Netzhaut, verbrennen die blauen Augen. Die Zwinge um die Brust wird enger und enger, unerträglich. Sie braucht Luft, springt auf und fällt. Ins Wasser und taucht nicht mehr auf.


review von: ferdinand schmalz

Der Text macht ein schönes Bild einer Katerstimmung in den Hundstagen auf, Hitze, Ferienstimmung, Körperliche Prozesse bei der Verarbeitung vorabendlicher Intoxikation. Der Text ist aber noch sehr prosaisch, von außen, auktorial beschreibend. Ich Frage mich ein bisschen wie man dem noch mehr Theatralität verleihen könnte. Sprachlich klebt es auch noch ein bisschen am Blatt, wie man im Theater sagt. Das heißt es liest sich schön, ist aber noch ein bisschen unlebendig als gesprochene Sprache. Der Prosastil, der sich beim ruhigen Lesen gute Bildwelten eröffnet, klingt halt auf der Bühne, schnell mal ein bisschen altertümlich verstaubt. Was ist die Sprechsituation?
Am Ende bei dem Tod im Pool geht es auch ein bissl flott.
Maria-Christina Schinko sagt
24.11.2022 12:47
wieder einmal ein fall von "angabe nicht gelesen" :) :) ja, mein text ist komplett prosaisch und nicht dramatisch *facepalm* :)
danke für den hilfreichen input, ich werde mir überlegen, wie diese situation auf der bühne aussehen kann und umarbeiten.
meinst du, der tod im pool geht zu flott? in meinem kopf war es ein sturz, der ja von einem moment auf den anderen geschieht, ohne dass es die person selbst vielleicht merkt – könnte / sollte ich diesen moment verlängern?